Kalter Winter bedroht Erdbebenopfer in Pakistan: 30.000 Familien ohne Schutzdach
Shelter Now verteilt 2.000 "Winter-Kits" - Wiederaufbau von Schulen ab Frühjahr
Braunschweig (ots)
Auch über ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben in Nordpakistan haben 30.000 Familien nicht einmal ein winterfestes Zelt als Unterkunft. Für 2.000 von ihnen startet das christliche Hilfswerk Shelter Now Ende Dezember die Verteilung von Winterausrüstungen. Dazu gehören für jede Familie neben 12 verzinkten Wellblechplatten für Schutzdach und -wände auch Planen zur Isolierung, Werkzeug zum Selbstbau, ein Holzofen sowie je 6 Matratzen und Decken. "Dieser Winter hat in der Erdbebenregion viel kälter begonnen als der vorige, mit mehr Schnee in den Bergen", sorgt sich der deutsche Shelter-Now-Direktor Udo Stolte (Braunschweig) um das Überleben der Erdbebenopfer.
Am 8. Oktober 2005 hatten heftige Erdstöße 80.000 Menschen getötet, über drei Millionen wurden obdachlos. Inzwischen wurden die großen Flüchtlingslager aufgelöst, damit die Menschen in ihre Dörfer zurückkehren. Doch dort gehe der Wiederaufbau recht langsam voran, beklagt Shelter Now. Nach pakistanischen Presseberichten reichten die Hilfszahlungen für die Rekonstruktion der Häuser oft nicht aus, die Familien müssten das Geld für ihren täglichen Bedarf ausgeben. Hilfsorganisationen seien am Bau von Wohnhäusern nicht beteiligt, so Udo Stolte. Eine Untersuchung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in der am stärksten betroffenen Gegend um Balakot ergab laut der Zeitung "The News", dass dort 63 Prozent der Erdbebenopfer immer noch in Zelten leben. "Viele haben nicht einmal das, hausen in aus Trümmerteilen notdürftig zusammengeflickten Unterständen oder haben ihr Heimatdorf völlig verloren", berichtet Udo Stolte. Vor allem solche Familien sollen von der Verteilung der Winterausrüstung profitieren, die Shelter Now auf die am stärksten verwüsteten Regionen in Kashmir und der Northwest Frontier Province konzentriert.
"Bei entsprechendem Spendenaufkommen könnten wir das Hilfsprogramm noch ausdehnen", appelliert der Shelter-Now-Direktor. Ein "Winter-Kit" für eine sechsköpfige Familie sei mit 300 Euro zu finanzieren. Im vergangenen Winter 2005/2006 hatte Shelter Now die Winterausrüstungen an 12.500 Familien verteilt und damit 75.000 Menschen das Überleben gesichert. Darüber hinaus versorgte das Hilfswerk 10.000 Menschen täglich mit einer warmen Mahlzeit. Für 1.000 Witwen mit ihren Kindern wird die Lebensmittelhilfe bis heute fortgesetzt. Nach Ende dieses Winters beginnt Shelter Now sein Programm zum Wiederaufbau von Schulen in der Erdbebenregion. Bis Ende 2007 sollen 30 der insgesamt geplanten 105 Unterrichtsgebäude fertig gestellt sein.
Braunschweig, den 27. Dezember 2006
Shelter Now ist ein internationales Hilfswerk mit Koordinierungsbüro in Deutschland. Seit 1983 ist es in Pakistan unter dem Namen "Shelter Now International Pakistan" und seit 1988 in Afghanistan als "Shelter Now International Afghanistan" tätig. Der Name der Organisation in Deutschland lautet "Shelter Now Germany e.V.". Shelter Now finanziert seine Hilfsaktionen zu einem großen Teil aus privaten Spenden. Die effiziente und projektbezogene Verwendung der Mittel wird Shelter Now durch das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) mit dem Spendensiegel bescheinigt.
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