Konzentration auf schnelle Vorteile bei Gen-AI-Einführung: Unternehmen vernachlässigen strategische Ziele
München (ots)
- Drei Viertel der befragten Führungskräfte erwarten relevante Veränderungen für ihre Unternehmen innerhalb der nächsten drei Jahre infolge generativer KI (Gen AI).
- Nur ein Viertel glaubt, dass ihre Unternehmen gut darauf vorbereitet sind, Governance- und Risikofragen im Zusammenhang mit der Einführung von Gen AI anzugehen.
- Mehr als die Hälfte ist über eine Verstärkung wirtschaftlicher Ungleichheit durch den Einsatz von KI besorgt und befürchten zugleich zunehmende Zentralisierung.
Im Rahmen des World Economic Forum hat Deloitte in Davos die neue KI-Studie "State of AI in the Enterprise: Now decides next" vorgestellt. Diese beleuchtet die Erwartungen und Entwicklungen rund um Generative Künstliche Intelligenz und untersucht, inwiefern sofort ergriffene Maßnahmen Auswirkungen auf die Entwicklung von Gen AI haben und deren Vorteile realisiert werden.
Die Ergebnisse basieren auf einer Umfrage unter mehr als 2.800 Führungskräften aus sechs Branchen in 16 Ländern. Obwohl unterschiedlich erfahren im Umgang mit generativer KI, gaben die Befragten an, diese aktuell in ihren Unternehmen zu testen oder zu implementieren.
"Wir befinden uns in den Anfängen eines großen technologischen Wandels, in dem Gen AI eine Welle von Innovationen in allen Branchen auslöst", so Joe Ucuzoglu, Global CEO von Deloitte. "Die Geschwindigkeit, der Umfang und die Anwendungsfälle von Gen AI sind atemberaubend. Unternehmen stehen unter einem immensen Handlungsdruck und müssen gleichzeitig sicherstellen, dass angemessene Governance- und Risikominderungsmaßnahmen vorhanden sind."
KI-Begeisterung vs. KI-Befürchtungen
Obgleich die befragten Führungskräfte im Allgemeinen von den potenziellen geschäftlichen Vorteilen der neuen KI begeistert sind, zeigen sie sich weniger optimistisch hinsichtlich der gesellschaftlichen Auswirkungen. Mehr als die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass der weit verbreitete Einsatz von KI die Macht in der Weltwirtschaft zentralisieren (52 %) und die wirtschaftliche Ungleichheit vergrößern wird (51 %).
Darüber hinaus glauben 49 Prozent an eine Schwächung des allgemeinen Vertrauens in nationale und globale Institutionen infolge des KI-Booms. Entsprechend sieht die Mehrheit die Notwendigkeit einer stärkeren globalen Regulierung (78 %) und Zusammenarbeit (72 %), um eine verantwortungsvolle Einführung von KI zu gewährleisten.
Fokus auf kurzfristige Vorteile statt auf strategische Priorität
Über drei Viertel (79%) der Befragten gehen davon aus, dass die KI in weniger als drei Jahren zu einer wesentlichen Veränderung des Unternehmens führen wird. Derzeit konzentriert sich die Mehrheit jedoch eher auf taktische Vorteile wie Effizienzsteigerung und Kostensenkung als auf Wachstum und Innovation. Wie bei vielen neuen Technologien sind Effizienz- und Produktivitätssteigerungen die naheliegenden und wichtigsten Ziele, die Unternehmen anstrebten (56%). Strategischere Bereiche wie die Förderung von Innovationen (29%) und die Gewinnung neuer Ideen und Erkenntnisse (19%) genießen hingegen derzeit eine eher geringe Priorität.
Das hat nachhaltige Folgen für die künftige Geschäftsentwicklung, erklärt Dr. Björn Bringmann, Leiter des AI Institute bei Deloitte Deutschland: "Die vordringliche Suche der Unternehmenslenkerinnen und -lenker nach taktischen Vorteilen ist durchaus nachvollziehbar. Für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit spielen allerdings strategische Bereiche eine Schlüsselrolle und sollten daher stärker als bisher priorisiert werden. Nur so lässt sich auch mittel- und langfristig das immense Potenzial dieser Technologie adäquat heben und nutzen."
Sogenannte "frühe KI-Experten", etwa neun Prozent der Teilnehmenden, zeigen am meisten Vertrauen in die Technologie und sehen sich am besten für die Veränderungen infolge der KI-Nutzung vorbereitet. Zugleich wird ein größeres Disruptions-Potenzial erwartet. Im Vergleich zu den Befragten mit einem "gewissen Maß an Fachwissen" sind die frühen KI-Expertinnen und -Experten zum Beispiel doppelt so häufig der Meinung, dass ihre jeweiligen Geschäfts- und Betriebsmodelle durch die weit verbreitete Einführung von KI bedroht sind.
Talentmanagement und KI-Weiterbildung kommen noch zu kurz
Die Studienteilnehmenden geben an, dass sie sich im Allgemeinen gut vorbereitet fühlen, wenn es um die Strategie und die technologische Infrastruktur geht. Sie sind aber weniger zuversichtlich, wenn es um Fachkräftemangel, unzureichende Governance bei der KI-Einführung und Risiken geht, die als wesentliche Hindernisse für die Einführung von KI angesehen werden. Tatsächlich gilt der Mangel an technisch kompetenten Talenten in der Befragung als größtes Hindernis für die Einführung von KI - nur 22 Prozent glauben, dass ihre Unternehmen hier gut für Talentthemen aufgestellt sind.
Optimierungsfähig ist z.B. die Ausbildung und Umschulung - nur 47 Prozent der befragten Managerinnen und Manager glauben, dass sie ihre Mitarbeitenden ausreichend über die Fähigkeiten, den Nutzen und den Wert von Gen AI aufklären. "Frühe KI-Experten" hingegen fokussieren sich auf die Schulung und Umschulung ihrer Mitarbeitenden und auf die Rekrutierung und Einstellung von technisch versierten Talenten, um KI-Initiativen voranzutreiben.
"Unsere Erhebung zeigt klar, dass die Dringlichkeit der KI-Transformation bei Unternehmen grundsätzlich verstanden wird", so Bringmann. "Wichtig ist jetzt, das Thema konkret in den Organisationen zu verankern, beispielsweise mit einem hausinternen KI-Führerschein, wie ihn bei uns bereits sehr viele Mitarbeitenden absolviert haben und dabei nicht nur die Technologie, sondern auch die Grundlagen Vertrauenswürdiger KI intensiv kennengelernt haben."
Governance, Vertrauens- und Risikofragen bleiben die Sorgenkinder
Es gibt weitere Hindernisse für die Einführung von Gen AI. So ist nur ein Viertel der Führungskräfte der Meinung, dass ihre Unternehmen gut darauf vorbereitet sind, Governance- und Risikofragen im Zusammenhang mit der Einführung von KI anzugehen. Die größten Bedenken der Befragten in Bezug auf die Unternehmensführung sind mangelndes Vertrauen in die Ergebnisse (36%), Bedenken hinsichtlich des geistigen Eigentums (35%), Missbrauch von Kunden- oder Auftraggeberdaten (34%), Einhaltung von Vorschriften (33%) und mangelnde Erklärbarkeit bzw. Transparenz (31%).
"Den Mitarbeitenden sollte nicht nur der Mehrwert von Gen AI vermittelt werden, sondern auch, wie sie die Technologie vertrauenswürdig einsetzen können", ergänzt Bringmann. "Bei fehlenden Leitlinien und fahrlässiger KI-Nutzung kann deren Einsatz leicht ins Negative umschlagen, was aus unzähligen Gründen nicht wünschenswert ist. Einzig warten wäre noch verheerender."
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Die Studie "State of Generative AI in the Enterprise" erschien bisher sechsmal jährlich bei Deloitte und wird ab sofort vierteljährlich aktualisiert und veröffentlicht.
Die vorliegende Ausgabe "Now decides next" können Sie hier herunterladen und sich zugleich für den Erhalt der nächsten Updates registrieren: State of Generative AI in the Enterprise 2024 | Deloitte US
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