Mannheimer Luftretter starten REBOA-Studie
Für eine noch bessere Patientenversorgung am Einsatzort
Filderstadt (ots)
Seit Anfang November testet die Besatzung des am Flughafen Mannheim stationierten Rettungshubschraubers der DRF Luftrettung im Rahmen einer Studie das sogenannte REBOA (Resuscitative Endovascular Balloon Occlusion of the Aorta)-Verfahren. Es wird eingesetzt, um schwere innere Blutungen zu stoppen oder bei Wiederbelebungen die Durchblutung von Herz und Gehirn zu verbessern. Mannheim ist damit nach Halle die zweite Station in Deutschland, die diese innovative Methode in der Luftrettung erprobt.
Mit seinen jährlich rund 1.100 Einsätzen, modernster Medizintechnik und dem Einsatz neuester diagnostischer und minimal-invasiver Verfahren ist der Mannheimer Rettungshubschrauber der DRF Luftrettung ein unverzichtbarer Bestandteil der Notfallversorgung in der Metropolregion Rhein-Neckar. Das Leistungsspektrum von Christoph 53 wurde kürzlich um einen weiteren Baustein erweitert: Die Mannheimer Luftretter führen einen speziellen Katheter an Bord mit. Mit dieser zusätzlichen Ausstattung wird - im Rahmen einer von der DRF Stiftung Luftrettung geförderten und bis 2026 angelegten Machbarkeitsstudie - das sogenannte REBOA-Verfahren getestet. Dieses kommt bei lebensbedrohlich verletzten Patienten mit starken Blutungen im Bauch- und Beckenbereich oder bei Patenten mit Herz-Kreislauf-Stillstand zur Anwendung.
Menschenleben retten mit einem hochkomplexen Verfahren
Bei dem Verfahren wird ein Ballonkatheter in die Aorta eingeführt und aufgeblasen, um den Blutfluss unterhalb der Blockade zu stoppen. Diese vorübergehende Sperre sichert die Blutzirkulation in lebenswichtigen Organen wie Herz und Gehirn, während der Blutverlust in den unteren Körperregionen kontrolliert wird. Alle medizinischen Besatzungsmitglieder der Station wurden im Vorfeld umfangreich im REBOA-Verfahren geschult.
"Seit rund 40 Jahren retten die Mannheimer Besatzungen der DRF Luftrettung Leben. Es ist uns seit jeher ein Anliegen, die notfallmedizinischen Verfahren und die diagnostischen Möglichkeiten beständig voranzutreiben. Wir freuen uns, dass wir jetzt als zweite Luftrettungsstation in Deutschland das REBOA-Verfahren einsetzen dürfen. Bei Einsätzen, bei denen der Patient hohe Blutverluste erleidet oder einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten hat, können wir mit genau diesem hochspezialisierten Verfahren bereits am Einsatzort den Unterschied machen und dazu beitragen, Leben zu retten", erläutert Dr. Marcus Rudolph, Leiter Forschung & Medizinisches Qualitätsmanagement der DRF Luftrettung.
Notfallmedizin par excellence: ein hochprofessionelles Team
Mit einem erfahrenen medizinischen Team, Notfallsanitätern der DRF Luftrettung und Notärzten, die an den Universitätskliniken Mannheim und Heidelberg tätig sind, sind die Mannheimer Luftretter bestens für die Einsätze gerüstet: Die gesamte medizinische Besatzung von Christoph 53 wurde - über die gesetzlichen Anforderungen hinaus - in der Anwendung erweiterter invasiver Notfalltechniken, wie beispielsweise Notfallthorakotomie, ausgebildet. Außerdem verfügt das Team über eine umfangreiche Expertise bei Säuglings- und Kindernotfall und Kinderintensivtransport.
Eine Vorreiterolle nimmt die Station Mannheim auch bei der präklinischen Anwendung von Blutprodukten ein: Seit fünf Jahren führt der Mannheimer Hubschrauber Blut- und Plasmaprodukte an Bord mit, um Menschen mit massivem Blutverlust noch besser helfen zu können. 66 Patientien wurden bereits transfundiert. Diese Expertise zahlt sich auch aus, wenn das REBOA-Verfahren im Fall hoher Blutverluste zum Einsatz kommt.
Präzisere Diagnostik rettet Leben
An Bord von Christoph 53 stehen umfangreiche diagnostische Verfahren zur Verfügung, darunter die invasive Blutdruckmessung, die Anwendung von Ultraschall und Blutgasanalyse, um dem Patienten bereits am Einsatzort bestmöglich helfen zu können und noch besser zu beurteilen, welche Zielklinik für den Patienten geeignet ist. Seit kurzem nutzen die Mannheimer Luftretter zudem die Nahinfrarot-Spektroskopie (NIRS): Als nicht-invasives Überwachungsverfahren ermöglicht NIRS die Messung des Sauerstoffgehalts im Gewebe, was der Besatzung hilft, einen möglichen Sauerstoffmangel frühzeitig zu erkennen und die Behandlung unmittelbar anzupassen. Dies ist besonders wertvoll, um eine optimale Sauerstoffversorgung der Organe sicherzustellen und damit die Überlebenschancen der Patienten zu erhöhen.
Die Station Mannheim
Die Mannheimer Station der DRF Luftrettung wurde am 1. Juli 1986 gegründet und befindet sich am Flughafen Mannheim. Christoph 53, ein Hubschrauber des Typs H145 mit Fünfblattrotor, ist von Sonnenaufgang (frühestens 7 Uhr) bis Sonnenuntergang einsatzbereit und mit einem Piloten, einem Notarzt sowie einem Notfallsanitäter besetzt. In der Notfallrettung ist der Mannheimer Hubschrauber ein unverzichtbarer Bestandteil in der Region rund um das industriell dicht besiedelte Ballungszentrum Rhein-Neckar mit über zwei Millionen Einwohnern im Dreiländereck Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz. 2023 wurden die Mannheimer Luftretter zu 1.130 Einsätzen alarmiert.
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