Herstellern von Backwaren und alkoholfreien Getränken droht Übernahmewelle
Düsseldorf (ots)
Der Markt für Backwaren und alkoholfreie Getränke (AfG) befindet sich mitten in einer weitreichenden Konsolidierungsphase. Der steigende Konsolidierungsdruck lässt den Schluss zu, dass es in diesen Branchen schon sehr bald zu zahlreichen Unternehmensübernahmen oder -aufgaben kommen wird. Das geht aus einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens RölfsPartner hervor, welche die strukturelle Entwicklung aller relevanten Branchen der deutschen Ernährungsindustrie untersucht. Ein wesentlicher, branchenübergreifender Treiber ist dabei die Internationalisierung der Märkte. In den einzelnen Branchen zeigt sich jedoch ein sehr uneinheitliches Bild: Während sich Fleisch- und Milchbranche sowie Brauindustrie im Konsolidierungsfinish befinden, können sich Süßwarenhersteller vor allem auf ihren Kompetenzvorsprung durch Markenstärke als "Übernahmeschutz" verlassen.
Eine Analyse über alle Teilbranchen der Ernährungsindustrie hinweg zeigt sowohl große Unterschiede beim bisherigen Fortschritt der Konsolidierung als auch bei der zu erwartenden Konsolidierungsdynamik. "Entsprechend wird sich auch der Konsolidierungsdruck unterschiedlich entwickeln", erklärt Oliver Göbl, Partner bei RölfsPartner und Leiter der Studie.
"Die Aufgeschreckten": Backwarenbranche und Hersteller alkoholfreier Getränke (AfG) in Alarmbereitschaft
"Backwarenbranche und Hersteller alkoholfreier Getränke sehen sich innerhalb der Ernährungsbranche mit dem vergleichsweise höchsten Konsolidierungsdruck konfrontiert. Hier sind erhebliche, auch kurzfristige Konsolidierungsbewegungen zu erwarten", sagt Dr. Christoph Willers, Senior Manager bei RölfsPartner und Autor der Studie. Im AfG-Sektor ist eine sehr hohe Anzahl von Markt-Playern aktiv - gleichzeitig ist er geprägt von einer Vielzahl von Anbietern gleicher oder ähnlicher Produkte. Gerade diese geringe Differenzierung führt zur Austauschbarkeit auf Seiten des Handels. Die Homogenität der Unternehmensprozesse offenbart zudem ein deutliches Synergiepotenzial. Die Unternehmen der Backwarenbranche stehen vor ganz besonderen Herausforderungen: Nicht nur das im Sinne der Konsolidierung adressierbare Marktvolumen ist stark ausgeprägt, sondern auch die Exportschwäche aufgrund der traditionell handwerklich und regional geprägten Marktstrukturen. "Entsprechend ist die 'Marktbereinigung' in der Backwarenbranche bereits in vollem Gange", so Dr. Willers.
"Die Geübten": Fleisch- und Milchbranche sowie Brauindustrie im Konsolidierungsfinish
Die Fleischbranche muss sich auf einen Konsolidierungsschub einstellen. Während der Schlachtsektor bereits eine hohe Konzentration aufweist, sind Fleischverarbeiter noch relativ fragmentiert aufgestellt und auf der Suche nach Synergien. Durch Zusammenschlüsse können kritische Größenordnungen erreicht werden, um die eigene Position gegenüber dem Handel zu stärken und notwendige kritische Investitionen zu tätigen. Der Milchsektor ist längst nicht mehr nur national zu betrachten - und im internationalen Vergleich zeigen die deutschen Unternehmen große Strukturschwächen. Internationales Wachstum ist jedoch überlebenswichtig. "Die Transaktionen der letzten Jahre und die signalisierte Akquisitionsbereitschaft nationaler und internationaler Player deuten nach wie vor auf Bewegung und großen Gestaltungswillen hin", konstatiert Dr. Willers. Das Wachstumsstreben der Brauereien und die Schwierigkeiten eines stagnierenden Absatzmarktes in Deutschland werden Verdrängungswettbewerb und Unternehmensübernahmen in diesem Sektor auf der Tagesordnung halten. "Die Konsolidierung in der Bierbranche wird an Fahrt aufnehmen - jedoch mit einem geringeren Tempo als zunächst erwartet", so Mario Mirkovic, Manager bei RölfsPartner und Co-Autor der Studie.
"Die Sorglosen": Süßwarenindustrie vor taktischen Manövern
Zwar ergibt sich mit einem Marktanteil von 34 Prozent der Top-5-Unternehmen ein vergleichsweise geringer Konzentrationsgrad, doch verfügen die Unternehmen im Süßwarensektor vielfach über starke und bekannte Marken, die zu einem großen Vorsprung gegenüber dem Handel führen. Dieser versucht verstärkt mit Eigenmarken den etablierten Herstellern Marktanteile abzunehmen. "Hinzu kommt die hohe Heterogenität der Produktgruppen und Prozesse, die ein geringes Synergiepotenzial erwarten lassen und ein Konsolidierungshemmnis darstellen", erklärt Dr. Willers: "Da sich hieraus in diesem Sektor nur ein moderater Konsolidierungsdruck ableiten lässt, sind eher taktische Manöver zur Nutzung von Opportunitäten zu erwarten. Die weitere Konsolidierung wird vermutlich nur sukzessive über einzelne, ausgewählte Transaktionen fortschreiten."
Gebot der Stunde: Gestaltungsoptionen im Konsolidierungsprozess prüfen
"Der zu erwartenden Marktkonzentration in einigen Teilbranchen mit Aktionismus zu begegnen, ist sicherlich der falsche Weg. Es gibt keineswegs einen Automatismus, der die einzelnen Marktteilnehmer in Konsolidierungsgewinner und -verlierer unterteilt", fasst Göbl zusammen: "Vielmehr sollten Unternehmen jetzt ihre gegenwärtige Strategie überprüfen und abwägen, welche Gestaltungsoptionen sich im Konsolidierungsprozess ergeben und wie der noch bestehende unternehmerische Freiraum bestmöglich genutzt werden kann, um die Eigenständigkeit am Markt nicht zu verlieren."
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