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Aachener Nachrichten: Integration lohnt sich /Warum die steigende Arbeitslosenzahl nicht entmutigen darf Von Christina Merkelbach

Aachen (ots)

Die blanken Zahlen erschrecken zunächst. Wegen des Zuzugs von Flüchtlingen wird es 2017 voraussichtlich 110.000 mehr arbeitslose Menschen geben, insgesamt läge die Arbeitslosenzahl dann bei 2,86 Millionen. Im Jahr 2020 soll sie laut Bundesfinanzministerium 3,1 Millionen betragen. Niemand im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte kann es eine gute Nachricht nennen, wenn die Arbeitslosigkeit steigt. Dies allerdings populistisch auszuschlachten und gar als Beweis heranzuziehen, dass die Flüchtlingspolitik in Deutschland gescheitert ist, heißt, auf der anderen Seite vom Pferd zu fallen. Vielmehr zeigen diese Zahlen noch einmal eindrücklich, worauf es in der sogenannten Flüchtlingsdebatte ankommt: Die zugezogenen Menschen müssen integriert werden, auch auf dem Arbeitsmarkt. Und gerade auf dem Arbeitsmarkt, weil sich in diesem Umfeld häufig wichtige soziale Kontakte ergeben. Diese Forderung ist auch jenseits von dem, was die Mitmenschlichkeit verlangt, sinnvoll. Denn jeder steuerzahlende Arbeitnehmer unterstützt den Staat, der sich wiederum vom demografischen Wandel bedroht sieht. Einfach umzusetzen ist die Aufgabe indes nicht. 1,1 Millionen Menschen sind im vergangenen Jahr nach Deutschland geflohen. Dass der überwiegende Teil von ihnen nicht umgehend in Lohn und Brot gebracht werden kann, versteht sich von selbst. Ebenso, dass sich dies auch in der Arbeitsmarktstatistik niederschlagen würde. Unter den Menschen, die vor Krieg, Tod und Armut aus ihren Ländern geflohen sind, ist ein erheblicher Teil unausgebildet oder verfügt zumindest nicht über die notwendige berufliche Qualifikation, um eine der viel zitierten, dringend benötigten Fachkräfte zu sein. Vor allem unter den vielen jungen Flüchtlingen werden aber mit Sicherheit welche das Potenzial haben, zu einer solchen Fachkraft zu werden. Nur geht das eben nicht von heute auf morgen. Überraschend kommt die Nachricht von den steigenden Arbeitslosenzahlen im Übrigen nicht. Die Bundesregierung hatte diese Tatsache schon in ihrer Frühjahrsprojektion berücksichtigt. Deren gesamtwirtschaftliche Eckwerte dienen zur Steuerschätzung und Finanzplanung. Am Anfang aller Integration steht die Sprache. Deswegen müssen dringend mehr Deutsch- und Integrationskurse angeboten werden. Denn noch immer erfüllt das Angebot die Nachfrage nicht. Natürlich verursacht das Kosten, aber langfristig bringt es auch viele Erträge. Ruhig und sachlich bleiben, darauf kommt es an. Auf keinen Fall dürfen nun Schwache gegen Schwache ausgespielt werden, also Arbeitslose aus Deutschland gegen arbeitslose Flüchtlinge. Beide Gruppen müssen bei der Suche nach Arbeitsplätzen bestmöglich unterstützt werden.

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