BLM Bayerische Landeszentrale für neue Medien
Konkurrenz aus dem Internet
2. Medienforum Ostbayern diskutiert veränderte Medien- und Einkaufsgewohnheiten
München (ots)
Die großen Internetkonzerne und die etablierten Medien stehen in hartem Wettbewerb. Überregional und lokal kommen Auflagen unter Druck, verschiebt sich bei jungen Leuten die Mediennutzung vom Fernsehen in Richtung Internet. "Die Verlage klagen zunehmend, dass die großen Internet-Konzerne den Werbemarkt beherrschen und immer mehr auch den Meinungsmarkt dominieren", eröffnete Siegfried Schneider, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) das 2. Medienforum Ostbayern am Mittwochabend in Regensburg. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Fragestellung "Mein Laden, meine Zeitung, mein Sender, meine Stadt - Wo bleibt das Lokale in der digitalen Welt?"
Die etablierten Medien und die Generation der 14- bis 29-Jährigen leben aneinander vorbei. Die Tageszeitung und klassische Fernseh- oder Radionachrichten verlieren für die Digital Natives, die seit frühester Jugend mit digitalen Medien aufgewachsen sind, an Bedeutung, zitierte Prof. Dr. Michael Haller, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Praktische Journalismus- und Kommunikationsforschung (IPJ) in Leipzig und Leiter der Journalismusforschung der Hamburg Media School, einschlägige Studien. Ausschlaggebend dafür sei aber nicht nur das Internet, sondern eine "zu oft abstrakte, belanglose und triviale Berichterstattung". Eine Chance, die Generation Y für journalistische Inhalte zu gewinnen, sieht der Wissenschaftler im Lokalen. Haller: "Der Journalismus muss seine Transferleistung erbringen und die Ereignisse in die Welt der Leser übersetzen". Lokalen und sublokalen Blogs gelinge es oft besser, sich den Blick der Bürger zu eigen zu machen.
Welche Rolle lokale Informationen spielen, belegen die Ergebnisse des Local-based-Services Monitor 2014, den die BLM bei Goldmedia in Auftrag gegeben hat und dessen Ergebnisse in Regensburg präsentiert wurden: Um mehr als 700 Prozent ist die Branche standortbezogener Dienste für mobile Internetnutzer bundesweit zwischen 2012 und 2014 gewachsen, von 130 auf 927 Anbieter, so Dr. Marcus Hochhaus, Geschäftsführer von Goldmedia Consulting. Angeführt wird der Markt dabei von Tourismus-, Navigations- und Verkehrsanwendungen sowie Carsharing-Apps. Beim Einkaufen verwenden die Smartphone-Nutzer vor allem Dienste zu Rabattsuche, Shopping und Showrooming, dem Preisvergleich noch während des Besuchs im Geschäft.
ibi research, angegliedert an die Universität Regensburg, forscht praxisorientiert auf dem Gebiet des E-Commerce. Research Director Dr. Ernst Stahl präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse: Hatte der Online-Handel 2012 noch gut fünf Prozent Anteil an den gesamten Handelsumsätzen, können es bis 2018 15 Prozent werden. Bei Bekleidung und Schuhen, auf den ersten Blick keine typischen Produkte fürs Internet, sogar bis zu 25 Prozent. "Nicht alle Einzelhändler werden die Entwicklung erfolgreich meistern", meinte Stahl. Minimum sei heute ein attraktiver Online-Auftritt, auch ohne Shop, der dem Kunden das Einkaufserlebnis im Laden werbewirksam präsentiert.
Eine reine Online-Präsentation wäre aus Sicht von Peter Schödlbauer allerdings zu kurz gesprungen. Zusammen mit seiner Frau führt er in dritter Generation Mode Schödlbauer in Bad Kötzing. Stationärer Handel und Online-Verkauf laufen in der EDV komplett integriert und befruchten sich gegenseitig. Preisgekrönt ist sein Auswahlterminal im Laden. Hier berät der Verkäufer den Kunden am Bildschirm. Parallel werden die ausgesuchten Hemden im Lager zusammengestellt und binnen Minuten zur Anprobe vorgelegt.
Ein Zeichen für den klassischen Einkauf im Laden hat letzten Sommer Augsburg gesetzt. "Erfolgreich!", wie Felix Kovac betonte, Geschäftsführer der Augsburger rt.1 media group. "Lass' den Klick in Deiner Stadt!" hieß die Initiative der Lokalsender HITRADIO RT1 und a.tv. Ziel war, die Konsumenten mit Radio- und Fernsehspots, Großplakaten, Online- und PR-Aktionen aus dem Netz in den stationären Handel Augsburgs zu bewegen. Geschäfte, Busse und die Straßenbahn schmückten fast 2.000 Aufkleber mit dem Aktionslogo. Am Ende habe eine repräsentative Hörerbefragung ergeben, dass über 50 Prozent der Befragten tatsächlich ihr Einkaufverhalten - hin zum stationären Handel - geändert hätten, so Kovac.
Antonio Vince Staybl, CEO & Co-Founder der Gofresh GmbH aus München, gab einen Ausblick aufs Einkaufen über internetfähige TV-Geräte. Große Privatsender bieten den Service bereits an. Studien sagen, dass sich bis 2017 bis zu fünf Millionen Fernsehzuschauer in TV-Shopper verwandeln. Wie sich digitaler Lockstoff für Smartphone-Nutzer anrühren lässt, erklärte Tom Rauhe, Geschäftsführer der mobalo GmbH aus München. Sein Start-Up-Unternehmen bietet Läden die Möglichkeit, Anzeigen in Apps und auf mobilen Websites anzeigen zu lassen, sobald sich ein Kunde in einem bestimmten Umkreis um das Geschäft aufhält.
Einige Eindrücke vertiefte abschließend eine kurze Diskussionsrunde. Stefan Aigner, Herausgeber des Blogs regensburg-digital.de, sieht in seinem Finanzierungsmodell die Relevanz seines Blogs bestätigt. "Werbekunden und Leser bezahlen, weil sie uns offensichtlich als Ergänzung der Regensburger Medienlandschaft schätzen", so Aigner. Gerd Penninger, Geschäftsführer des Funkhauses Regensburg, betonte die Notwendigkeit für den Hörfunk, sich neuen Nutzungsgewohnheiten anzupassen. Penninger ist optimistisch: Das Radio habe einen ähnlichen Bruch in den 1950er Jahren schon einmal erfolgreich gemeistert, als es sich vom Primär- zum Sekundärmedium neben dem Fernsehen weiterentwickelte. Christian de Vries, Leiter von Online-Redaktion und Content-Management bei Der Neue Tag in Weiden, sieht als besondere Herausforderung, nicht nur die Inhalte aus der Tageszeitung ins Internet zu überführen, sondern auch den Werbekunden eine erfolgreiche Strategie dafür anzubieten.
Alle Informationen zur Veranstaltung finden Sie unter www.medienpuls-bayern.de
Diese Informationen finden Sie auch im Internet unter: www.blm.de
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