Mittelbayerische Zeitung: Die Chance der Krise Kommentar der Mittelbayerischen Zeitung (Regensburg) zum Dioxin-Skandal
Regensburg (ots)
Vorgestern Eier, gestern Hühner, heute Schweine - und morgen? Welche Schreckensmeldung wird uns wohl erreichen? Die Futtermittelindustrie zuckt die Schultern. Bei einem Treffen mit der EU-Kommission am Montagabend machten die Branchenvertreter keinen einzigen konkreten Vorschlag, wie Verunreinigungen von Tierfutter künftig vermieden werden könnten. Zwar sollen die Hersteller nun freiwillige Schritte erarbeiten, letztlich wird es aber wohl die Politik sein müssen, die unmissverständliche Regelungen herbeiführt. Doch welche? Mehr Kontrolleure loszuschicken, wie es Verbraucherschützer gefordert haben, ist bestimmt ein gut gemeinter Ratschlag. Ob Manpower allein genügt im Kampf gegen "lebende Endlagerstätten für Sondermüll", ist allerdings fraglich. Viel sinnvoller wäre es wohl, eine Positivliste für Futtermittel entsprechend dem Reinheitsgebot für Bier einzuführen, wie sie die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast ins Gespräch gebracht hat. Dafür einsetzen müsste sich ihre Nach-Nachfolgerin Ilse Aigner. Doch von der hat man seit Beginn des Skandals außer Appellen und Forderungen an die Futtermittelindustrie nicht viel gehört. Mit dieser Haltung ist sie drauf und dran, eine Chance zu verspielen, wie sie jede Krise bietet. Dies ist umso bitterer, als sich gerade im Lebensmittelbereich, in dem seit Jahren eine Hiobsbotschaft die andere jagt, nicht so viele Gelegenheiten für nachhaltige Verbesserungen bieten.
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