Mittelbayerische Zeitung: Der Iran ist eine Schande Kommentar zur Freilassung der deutschen Journalisten
Regensburg (ots)
Freude? Ja. Dankbarkeit? Nein. Der Iran wollte an den Journalisten Marcus Hellwig und Jens Koch ein Exempel statuieren. Stattdessen hat das Regime eine Exempel gegeben, wie groß die Kluft zu demokratischen Ländern ist - und wie berechtigt der wachsende Aufruhr in der eigenen Bevölkerung gegen Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Auch wenn im Iran weit größeres Unrecht geschieht: Der Fall zeigt im Kleinen sehr deutlich die Mechanismen des Unterdrückungssystems. Pressefreiheit gibt es nicht, stattdessen werden missliebige Journalisten unter einem Vorwand eingekerkert. Ein Verstoß gegen die Visapflicht? Lächerlich. Hätten die Reporter bei korrekter Anmeldung mit dem Sohn der zum Tode verurteilten Frau sprechen dürfen? 133 Tage waren die Journalisten Geiseln des Irans. Um vor Weihnachten ihre Familien sehen zu dürfen, mussten sie sich im TV vorführen lassen. Außenminister Guido Westerwelle musste sich als Schlusspunkt nach Jahren diplomatischer Eiszeit in Teheran mit den Machthabern an einen Tisch setzen. Der Westen hat in den vergangenen Wochen bei den Revolutionen in arabischen Ländern gelernt: Es ist ein Zeichen höchster Verachtung, die Schuhe abzustreifen und den Geschmähten entgegenzuhalten. Der Iran ist eine Schande. Nicht nur mir hat dieser Fall die Schuhe ausgezogen.
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