Mittelbayerische Zeitung: Herlinde, Harry und die anderen
Regensburg (ots)
Herlinde Koelbl, Harry Rowohlt, Wolfgang Niedecken - mit solchen Namen kann man Literaturmuffel vom Fernsehsessel in den Vortragssaal lotsen. Das Konzept der Weidener Literaturtage nach dem Abgang des Gründers Bernhard M. Baron geht also auf, und das ist erst einmal gut so. Die Macher sehen Literatur nicht als Frontalunterricht sauertöpfischer, nuschelnder Typen, die unwillig ihr Programm in der Provinz abspulen, während das geneigte Publikum wegnickt. Sie sind so frei, auch in den Randgebieten der Hochliteratur auf die Jagd nach populären Gesichtern zu gehen. Der Preis dafür ist eine Kommerzialisierung des Programms, die nicht überall auf Begeisterung stößt. Für Literaten sind kaum Entdeckungen drin. Das ist ein bisschen schade, denn die gestiegene Aufmerksamkeit für die "Stars" könnte auch dafür sorgen, dass Talente gefördert werden. Die Veranstalter müssen Rücksicht nehmen auf das knappe Budget des Veranstalters, der Stadt Weiden. Doch sie müssen auch aufpassen, dass sie vor lauter alten Bekannten nicht die hochinteressanten Autoren vergessen, die ihre Karriere noch vor sich haben. Denn das könnte auch das Markenzeichen der Literaturtage sein: Man geht hin, weil sie gut sind für echte Überraschungen.
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