Mittelbayerische Zeitung: Wirtschaftstandort: Das große Deutschland kann vom kleinen Malta lernen
Regensburg (ots)
Alle Welt redet vom Konjunkturchampion Deutschland und darüber, wie robust unsere Wirtschaft, und vor allem der Arbeitsmarkt, im Moment dasteht. In der EU sind wir da allerdings nicht ganz allein. Denn - ganz weit unten auf der Landkarte schlägt sich eine Inselrepublik ökonomisch äußerst wacker. Und so hat Malta die letzte Wirtschafts- und Finanzkrise auch weitgehend unbeschadet überstanden. Der Bankensektor gilt nach wie vor als gut kapitalisiert und stabil. Doch der Erfolg ist dem Land nicht einfach in den Schoß gefallen. Ab den 70er Jahren war Malta vor allem ein Lohnkostenparadies für die Bekleidungsindustrie. Weil der Produktionszug auch in dieser Branche längst in Richtung (Fern-)Ost abgefahren ist, hat die Regierung des Archipels die Weichen in eine andere Richtung gestellt. In Malta treibt man eine intelligente und nach vorne gerichtete Wirtschaftspolitik, die auf mehreren Säulen basiert. Dabei hat man Nachteile der Insellage in Vorteile umgemünzt - etwa eine Sprungbrettfunktion nach Nordafrika und Nahost. Als "Vision 2015" wurden Zukunftsfelder definiert wie Finanzdienstleistungen, Informations- und Kommunikationstechnologie oder Gesundheit. Vor allem hat man aber erkannt, dass in einem Land ohne Rohstoffe die Köpfe das wichtigste Kapital sind - und entsprechend kräftig in das Bildungssystem investiert. Im Zusammenspiel mit der Wirtschaft wurden und werden neue Aus- und Weiterbildungsangebote geschaffen. Während in Deutschland Studiengebühren die Regel sind, gibt es in Malta sogar Geld für die Studenten. Und je begehrter die Absolventen auf dem Jobmarkt sind, umso stärker werden diese Studiengänge finanziell gefördert. Der Staat hilft den Unternehmen auch, Spezialisten wie Fondsmanager auf die Inselrepublik zu locken. Diese zahlen dort vier Jahre lang nur eine Einkommenssteuer von 15 Prozent. Um für Investoren aus dem Ausland attraktiv zu sein, setzt Malta nicht nur auf interessante steuerliche Rahmenbedingungen. Unternehmen profitieren darüber hinaus von den gut ausgebildeten englischsprachigen Arbeitskräften und vielen anderen "weichen" Standortfaktoren: einer exzellenten Gesundheitsversorgung, hohem Wohnkomfort zu erschwinglichen Preisen, Lebenshaltungskosten deutlich unter dem Niveau anderer europäischer Länder. Sie schätzen aber vor allem auch den direkten und schnellen Draht zu den politisch Verantwortlichen und zur Wirtschaftsförderung.
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