Mittelbayerische Zeitung: Kommentar: Bahn-Lobbyisten gesucht
Regensburg (ots)
Von Lothar Röhrl, MZ
Was hat sie nicht schon alles an Stellvertreterwatsch'n bekommen - die Deutsche Bahn? Dass dahinter zu 100 Prozent der Bund als Eigentümer steht, vergessen die meisten. Auch die Politiker. Dabei könnten diese am besten richten, was Anlass für so viele Kundenbeschwerden ist: zu wenige Züge, Kleckern statt Klotzen beim Erhalt des Bestandnetzes, viel zu lange Planungs- und Bauzeiten bei Neubauprojekten. Nicht die obersten Bahn-Manager, sondern die Bundesfinanzminister sind die eigentlichen Macher des Wohls und Wehes der Bahn. Ob vorher Steinbrück oder aktuell Schäuble: Selten folgerichtig haben die obersten Haushaltshüter auf Reden ihrer Kabinettskollegen reagiert, die sich zu Klimaschutz oder nachhaltigem Umgang mit Ressourcen geäußert haben. Mit Peter Ramsauer gibt es weiter keinen, der als Bundesverkehrsminister die finanzielle Ausstattung der Bahn entscheidend ausweiten kann. In dieser Hinsicht setzt der CSUler nahtlos die lange Reihe seiner SPD-Vorgänger von Müntefering bis Tiefensee fort. Dass es auch die Grünen nicht können, haben sie in den Jahren ihrer Beteiligung an einer Bundesregierung bewiesen. Damit bleibt der Bahn ihr Grunddilemma wohl so lange erhalten, bis auch sie in der Politik jene starke Lobby erhält, die die Automobilindustrie gewohnt ist.
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