Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Dax-Vorstandsgehälter/Winterkorn von Bernhard Fleischmann
Regensburg (ots)
Ein Irrsinn
Martin Winterkorn verdient rund 45 500 Euro - am Tag. Das ist ein Facharbeiterlohn fürs ganze Jahr. So überragend kann der Mann gar nicht sein, dass dieser Abstand gerechtfertigt wäre. Wie gering müsste man die Leistung des Facharbeiters schätzen, um diese Verteilung als fair zu empfinden? Doch der Aufschrei hält sich in Grenzen. Immerhin beinhaltet das Anreizsystem für die Boni des VW-Vorstandschefs Komponenten wie Mitarbeiterzufriedenheit und die Entwicklung der Beschäftigtenzahl. Überdies erhalten die VW-Mitarbeiter und ihre Kollegen der Wettbewerber satte Gewinnbeteiligungen. Dennoch läuft hier etwas schief. Das Gros der Anreize liegt darin, den Aktienkurs und den Gewinn zu steigern. Am Ende führt das dazu, dass die große Mehrheit der Mitarbeiter als austauschbarer Kostenfaktor betrachtet und damit an den Errungenschaften des Unternehmens immer weniger beteiligt wird. Im Gegenzug wird eine kleine Gruppe als wertvoll erachteter Beschäftigter gehätschelt und gepäppelt. Dass damit langfristig ein vergiftetes Klima im Betrieb entsteht, welches die Produktivität garantiert in den Keller treibt, interessiert wenig. Denn bis dahin ist der verantwortliche Chef längst per goldenen Handschlag verabschiedet. Insofern ist es ein Irrsinn, wenn die IG Metall fordert, die Zielvorgaben für die Boni noch zu erhöhen. Die entgegengesetzte Richtung wäre im Sinne der Mitarbeiter.
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