Mittelbayerische Zeitung: Gefährliche Praxis
Regensburg (ots)
Von Claudia Bockholt
Die helle Aufregung um "Fangprämien", die Krankenhäuser an Ärzte zahlen, verwundert. Seit Jahren sind immer wieder "schwarze Schafe in weißen Kitteln" in den Schlagzeilen. Ein Beispiel: 2009 wurde gegen 408 Ärzte Ermittlungen aufgenommen, weil sie von Pharmakonzernen für Medikamenten-Studien Laptops und Flachbildfernseher kassiert hatten. Die Fälle von Abrechnungsbetrug, die ans Licht kamen, können hier gar nicht aufgezählt werden. Korruption im Gesundheitswesen ist nichts Neues. Auch das verwundert nicht. Die Branche hat in Deutschland mit 260 Milliarden Euro Jahresumsatz und 4,3 Millionen Beschäftigten - die Zahlen des Jahres 2008 - enorme Bedeutung gewonnen. Aus der Fürsorge für Kranke ist ein höchst lukrativer Markt geworden. Dort gesellen sich zu ehrenwerten Helfern und Heilern zwangsläufig auch Habichte. Leider bietet ihnen das deutsche System nach wie vor reichlich Möglichkeit, auf Beutezug zu gehen. Stichwort: mangelnde Transparenz. Alle Ärzte, denen das kriminelle Gemauschel von Kollegen zuwider ist, sollten ihre Lobbyisten neu instruieren und sich eigenhändig mehr Durchschaubarkeit auf die Fahnen schreiben. Wer nicht betrügt, hat nichts zu verlieren. Und er gewinnt Glaubwürdigkeit zurück, bei Krankenkassen und bei Patienten. Immer neue Meldungen über dunkle Machenschaften in weißen Kitteln setzen das für jede Behandlung nötige Vertrauensverhältnis aufs Spiel.
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