Mittelbayerische Zeitung: Was gesagt werden muss Kommentar zu Gauck
Regensburg (ots)
Gottseidank ist es ein Mann von schlichter, unaufgeregter Größe, der zwei Monate nach Günter Grass' peinlichem Poem als erster Repräsentant Deutschlands nach Israel reist. Grass, dieser eitle alte Mann, meint die Welt aufrütteln zu müssen. Gerade hat er unverdrossen nachgelegt und wiederum in Versen, in denen Sprache und Gegenstand in komischem Kontrast stehen, Europas Griechenland-Politik angeprangert. Die Öffentlichkeit reagiert - wenn überhaupt - nur noch betreten. Das war leider anders, als Grass seine "Wahrheit" über Israel in die Welt hinausdichtete, beflügelt von der pfeifeschmauchenden Hybris des Salon-Revoluzzers. Was Grass aus dem Ohrensessel heraus angerichtet hat, muss Gauck nun richten. Und er tut es mit Format. Wo der Dichter schweres Geschütz auffuhr, wählt Gauck die Worte klug und darauf bedacht, nicht zu verletzen. Nichts kann, darf und wird jemals "gut sein": Das ist das Wichtigste, was angesichts von sechs Millionen ermordeten Juden gesagt werden muss.
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