Mittelbayerische Zeitung: Keine Frage des Geldes Kommentar zu Caravaggio
Regensburg (ots)
Die Sache stinkt - und zwar nach Geld. 700 Millionen Euro soll der Sensationsfund wert sein, wenn es denn wirklich ein Sensationsfund ist und wirklich Teil des OEuvres Caravaggios. Und während die einen Experten noch an der Echtheit zweifeln, machen die anderen schon mit einem kostenpflichtigen Download Kasse. Handelt so die neue Wissenschaft? Nicht zuletzt dieses Gebaren ist es, das die Skepsis nährt - von kunsthistorisch und sachlich begründbaren Zweifeln ganz abgesehen. Man würde es ja nur zu gern glauben, dass es frühe Zeichnungen des Malergenies gegeben hat, und dass die Kunsthistoriker Maurizio Bernardelli Curuz und Adriana Conconi Fedrigolli auf neue Schätze gestoßen sind. Doch nur zu oft wird in der Kunst und auf den Kunstmärkten dieser Welt getäuscht und getrickst auf Teufel komm raus! Fälscher wie der verurteilte Wolfgang Beltracchi haben und hatten auch deshalb leichtes Spiel, weil die Gier von Sammlern, Anlegern und Kunst-Spekulanten unersättlich ist. Und weil auch in der Kunstwelt schon längst der merkantile Wert den qualitativen, kreativen, inhaltlichen und ideellen weit überflügelt hat. Es ist Zeit für eine Revision, für eine Besinnung auf das, was uns die Kunst zu sagen hat. Uns muss wieder bewusst werden, welche Bereicherung wir durch die Kunst erfahren, aber eben nicht an klimperndem Vermögen, sondern an Anregung für Geist und Seele, den Intellekt und die Emotion. Ob sich nun die 100 gefundenen Zeichnungen nach wissenschaftlicher Überprüfung als echte Caravaggios herausstellen oder nicht, sie werden uns und die Nachwelt nur interessieren, wenn sie etwas zu erzählen haben. Und das ist keine Frage des Geldes.
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