Mittelbayerische Zeitung: Steinzeit 2.0 Kommentar zum Blackout in München
Regensburg (ots)
Um Punkt 7 Uhr ging nichts mehr: Kaffeemaschinen, Internet-Router, Ampeln und Aufzüge gaben knapp eine Stunde lang ihren Geist auf. 450000 Menschen in München waren plötzlich ohne Strom. Auf der Suche nach der Ursache tappen die Experten noch im Dunkeln - eine Kettenreaktion in einem Umspannwerk soll schuld daran gewesen sein. Der Stromausfall gestern hat vor allem eines bewiesen: Es braucht nur einen kleinen Defekt in der Infrastruktur-Kette, um eine Millionenstadt ins Chaos zu stürzen. Tausende verspäten sich auf dem Weg zur Arbeit, der Verkehr kommt teilweise zum Erliegen, Server brechen zusammen, Termine müssen verschoben werden. Das kostet. Von den Folgen für die Energieversorgung ganz zu schweigen. Das ist kein neues Phänomen, aber es zeigt den Preis, den wir für unsere vernetzte Welt zahlen - alles greift irgendwie ineinander; alles fällt miteinander. Daher werden Kriege längst nicht mehr nur mit Granaten und Bomben geführt, sondern auch per Daten-Attacke über das WWW. Aber was bleibt? Müssen wir uns jetzt alle Dieselgeneratoren zulegen? Sicher nicht. Dieser Donnerstagmorgen wird genauso schnell vergessen werden, wie er für Aufsehen sorgte. Doch eine Erkenntnis bleibt: Vernetzung heißt auch Verwundbarkeit - und eine hoch technisierte Gesellschaft kann wieder in die Steinzeit gestürzt werden.
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