Mittelbayerische Zeitung: Politisches Theater Kommentar zu Merkel/Russland
Regensburg (ots)
Einst verfasste die Journalistin Gabriele Krone-Schmalz ein Buch mit dem Titel "An Russland muss man einfach glauben". Der Satz wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion zur Maxime einer ganzen Generation von Russlandexperten. Ihr romantisch verklärtes Credo lautete: Das eurasische Riesenreich birgt einen unermesslichen wirtschaftlichen, kulturellen und intellektuellen Schatz, der sich mit Hilfe des Westens heben ließe. Längst werden die Anhänger dieser Schule als Russland-Versteher verspottet. Mehr noch: Viele von ihnen haben sich aus Enttäuschung in die vorderste Front der Russland-Kritiker eingereiht. Ausdruck finden ihre Anklagen in jener Resolution, mit der der Bundestag Angela Merkel am Freitag zum Gipfel nach Moskau entsandte. Das Papier ist Ausdruck mangelnder Professionalität und zeugt davon, dass deutsche Politiker Russland mit sonderbar emotionalen Kategorien messen. Wäre eine vergleichbare China-Resolution denkbar? Kaum. Merkel hat sich am Freitag bemüht, Putin im Sinne des Bundestags die Leviten zu lesen und zugleich "nicht destruktiv" zu sein, wie sie betonte. Was für ein überflüssiges Polit-Theater! Damit keine Missverständnisse aufkommen: Es gibt keine Entschuldigung für Putins skrupellose, rückwärtsgewandte Machtpolitik. Am idealistischen Wesen der Deutschen wird Russland allerdings nicht genesen.
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