Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Pferdefleischskandal: Made in ? - von Hanna Vauchelle
Regensburg (ots)
Der Pferdefleisch-Skandal hat die EU eiskalt erwischt. Noch zu Beginn wies der zuständige EU-Kommissar für Verbraucherschutz und Gesundheit, Tonio Borg, alle Verantwortung von sich. Man habe es mit einem Einzelfall zu tun und für Lebensmittelkontrollen seien sowieso die Mitgliedsstaaten verantwortlich, so der Kommissar. Doch seit der Skandal immer mehr Länder betrifft, hat Brüssel umdisponieren müssen. Jetzt sollen flächendeckende Tests die ganzen Ausmaße des Etikettenschwindels aufdecken. Den nächsten Skandal wird man damit aber nicht verhindern können. Es ist wie bei der Finanzmarktregulierung. In Europa muss immer zuerst etwas passieren, damit die EU aktiv wird. Der nun beschlossene Schritt zur Testserie wird die dringend benötigte Klarheit zu den Ausmaßen des Skandals bringen. Doch den Verbrauchern wird dies kaum das verlorene Vertrauen in die Lebensmittelindustrie zurückbringen. Das gelingt nur, wenn in der EU auch für verarbeitetes Fleisch endlich eine zwingende Herkunftskennzeichnung zur Pflicht wird. Sicher: Betrügereien werden damit nicht automatisch unterbunden. Aber die Verbraucher könnten dann zumindest auswählen, ob sie in Rumänien geschlachtetes und in Frankreich weiterverarbeitetes Fleisch tatsächlich konsumieren wollen. Bisher hat die Lebensmittellobby derartige Gesetzesvorschläge erfolgreich verhindert. Beobachten konnte man dies erneut am vergangenen Mittwoch. Da schlug die EU-Kommission zum Schutz des Verbrauchers eine weitreichende "made in"-Kennzeichnung für diverse Produktgruppen vor. Lebensmittel gehörten nicht dazu.
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