Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum Zensus 2011: Keine Entwarnung - von Fritz Winter
Regensburg (ots)
Nach der Veröffentlichung der Zahlen aus dem Zensus 2011 gibt es in Ostbayern keine Entwarnung an der Demografie-Front. Es sieht zwar auf den ersten Blick so aus, als ob gerade den Landkreisen in der nördlichen Oberpfalz eine massive Abwanderung erspart bleiben könnte - der Kreis Tirschenreuth gewinnt auf dem Papier betrachtet sogar Einwohner hinzu - doch die Zahlen sprechen richtig interpretiert eine ganz andere Sprache. Der Zensus korrigiert nur die statistische Fortschreibung der Melderegister, in die sich nach der letzten Volkszählung im Jahr 1987 zahlreiche Fehler eingeschlichen haben. Er sagt aber nichts über die Entwicklung der Geburten- oder der Sterberaten aus. Und er lässt gänzlich unberücksichtigt, welche Arbeits- und Lebensqualität die einzelnen Regionen in den nächsten 20 Jahren den Menschen bieten können und so die Wanderungsbewegungen beeinflussen. Deutlich wird: Vor allem junge Menschen zieht es in die Ballungsräume. Dort locken Studien-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Dafür werden die Mieten unbezahlbar, während auf dem flachen Land der Wohnungsleerstand alarmierend hoch ist. Es gibt also nicht den geringsten Grund, sich behaglich im Sessel zurückzulehnen. Die Politik und die Wirtschaft müssen gemeinsam daran arbeiten, dass auch die stadtferneren Regionen Ostbayerns für die Zukunft als Lebens- und Arbeitsraum attraktiv bleiben. Eine leichte Aufgabe wird das nicht.
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