Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Frankfurter Buchmesse: Ausgeschlafen von Susanne Wiedamann
Regensburg (ots)
Erst war der Schock, dann hat sich die Buchbranche einige Jahre die Wunden geleckt, und jetzt? Nachdem die Geburt des E-Books halbwegs vergeben ist, ist es auch schon fast wieder vergessen. Keine drei Prozent Marktanteil am nationalen Buchmarkt für das E-Book: Wen soll das aufregen?!, winken viele ab. Ideengeber wie Volker Oppmann, Frithjof Klepp, all die vielen Startup-Unternehmen, die sich hier auf der Frankfurter Buchmesse präsentieren, aber auch junge Verleger wie Zoë Beck, die digital als willkommene, freie Veröffentlichungsform annehmen und gleichzeitig aber das traditionelle Buch erhalten wollen, sind dagegen aufgewacht. Und rütteln an den Betten der anderen. Schluss mit dem Dornröschenschlaf! Wer die Kunden der Zukunft haben und halten will, muss sich jetzt auf ihre Bedürfnisse einstellen - und hierfür mit ihnen ins Gespräch kommen. Im Laden, auf Facebook, wo auch immer. Wer das Kulturgut Buch schützen will, muss vor allem den ungehinderten Fluss von Ideen und Inhalten schützen. Vor Vernichtung, Begrenzung, Zensur, Missbrauch aus kommerziellen Interessen und Konformismus. Desto mehr Plattformen und Software es gibt, die den Menschen eine echte Teilhabe am Literaturbetrieb ermöglicht, desto besser. Ein Thema zur Zukunft des Buches wird dabei allerdings weitgehend ausgespart. Damit viele diese Möglichkeiten auch nützen können, und Buchhändler wie Verlage ihre Kundenstämme halten können, muss die Lesekompetenz der Deutschen erhalten werden - um nicht zu sagen steigen. Hier wären ebenso findige Köpfe gefragt wie im Buchhandel. Denn auch das Pro-blem der schwindenden Lesekompetenz ist ein gesellschaftliches, ein politisches, das angepackt werden muss. Auch hier gilt: Aufgewacht!
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