Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Reise von US-Vize Biden: Desaster für China von Thomas Spang
Regensburg (ots)
Der Zeitpunkt der seit Monaten geplanten Asien-Reise des amerikanischen Vizepräsidenten konnte nicht passender sein. Joe Biden besucht mit China, Japan und Südkorea die drei Staaten, die in einem brisanten Disput über ein paar unbewohnte Inseln im ostchinesischen Meer verwickelt sind. Peking eskalierte den Streit um die von Japan und China beanspruchten Felsgruppen im Meer, die entweder Senkaku oder Diaoyu heißen, als es über dem Gebiet am 23. November eine neue Luftraumüberwachungszone einrichtete. Diese umfasst auch den Flugverkehr über dem Ieodo-Riff, das von Südkorea reklamiert wird. Dass China nun Flugzeugen, die sich nicht anmelden, militärisch droht, bringt eine neue Qualität in den Konflikt. Und ruft die Supermacht USA auf den Plan. Washington ignorierte die "rote Linie" im Himmel, als vergangene Woche zwei B-52-Bomber unangemeldet durch den Luftraum donnerten. Eine Demonstration der Stärke, die Chinas Muskelspiel als Bluff enttarnte. Biden wird dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping bei seinem Besuch ein paar unangenehme Dinge sagen müssen. Für die Chinesen erweist sich die Provokation schon jetzt als geostrategisches Desaster. Die Volksrepublik erreichte das Gegenteil von dem, was sie intendiert hatte. Sie drängen den Einfluss der Amerikaner nicht zurück, sondern verleihen dem "Schwenk nach Asien" neuen Schwung. Die USA wittern in dem Konflikt zwischen der zweit- und der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt die Chance, sich als Ordnungsmacht unentbehrlich zu machen. Die Situation bleibt brisant, weil Fehlkalkulationen in der Region schnell zu einer unkontrollierbaren Kettenreaktion führen könnten.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original content of: Mittelbayerische Zeitung, transmitted by news aktuell