Mittelbayerische Zeitung: Mehr Zeit für die Schüler
Kommentar zur Debatte um das G9 in Bayern
Regensburg (ots)
Die Nachricht, dass die bayerische Staatsregierung vom G8 abrücken könnte, schlug am Freitag ein wie eine Bombe. Zwar wurde eine mögliche Rückkehr zum G9 sogleich heftig dementiert - das von den Freien Wählern initiierte Volksbegehren bringt die CSU aber in Zugzwang. Zudem hat der Philologenverband bereits im Dezember ein eigenes Konzept für ein neunjähriges Gymnasium angekündigt. Klar ist: die Schüler brauchen mehr Zeit. Zwar hat das Kultusministerium das Flexibilisierungsjahr eingeführt - von diesem Angebot machen die Schüler aber kaum Gebrauch. Dass es auch anders geht, zeigt ein Blick in andere Bundesländer: In Baden-Württemberg können Schüler derzeit an 44 Modellschulen wieder nach neun statt nach acht Jahren das Abitur machen. Auch in Hessen gibt es nun eine Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9. Der hohe Lerndruck und häufige Nachmittagsunterricht am G8 führen dazu, dass Schüler kaum noch Zeit für Theater-AG oder Fußballverein haben. Solche Hobbys sind aber wichtig für die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, die auf diese Weise Erfahrungen sammeln und Begabungen entdecken können. Diese kommt zu kurz, wenn junge Leute auf Drängen der Wirtschaft immer schneller durch das Schul- und Studiensystem geschleust werden sollen. Das Resultat: Hochschullehrer klagen über mangelnde Studierfähigkeit bei Erstsemestern, Personaler kritisieren, die Absolventen seien zu jung und zu unerfahren. Wer das ändern will, muss den Schülern wieder mehr Zeit geben.
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