Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Kommunikation: Die große Unhöflichkeit, von Micha Matthes
Regensburg (ots)
Der Videoclip "Look up" hat im Netz eine Debatte über die "Generation Kopf unten" ausgelöst. Die große Sorge lautet: Die "Digital Natives" kapseln sich mit ihren Smartphones aus der "echten" Welt ab und vereinsamen gemeinsam. Eine unbegründete Angst, die schon oft in der Mediengeschichte diskutiert wurde. Aber auch wenn Smartphones die Entwicklung von Kindern - nach Einschätzung von Experten - sogar fördern, bleibt der ausgiebige Blick aufs Telefon doch eine grassierende Unhöflichkeit. Denn seit Handys leistungsfähige Computer im Hosentaschenformat sind, können wir immer und überall vernetzt sein. Und vergessen dabei schnell den Menschen direkt vor uns. Weil Fotos vom Essen auf Facebook geteilt werden müssen, kommt man bei der Verabredung nicht mehr zum Reden. Egal ob es piepst oder blinkt: So gut sind viele bereits konditioniert, dass das Handy stets Vorrang bekommt. Jeder andere ist dann wichtiger als das Gegenüber. Klarer kann man Missachtung kaum zum Ausdruck bringen. Und wenn das Konzerterlebnis zerstört wird, weil ein Meer aus Displays den Blick auf die Bühne verstellt, bleiben gleich für viele Besucher die Emotionen auf der Strecke. Vor wenigen Jahren erregte das reine Telefonieren im Stadtbus noch Anstoß, heute ist das Dauer-Dazwischenfunken normal. Die User beugen sich zunehmend dem Smartphone. Dabei sollte es ein selbstverständliches Zeichen zwischenmenschlicher Wertschätzung sein, in Gegenwart anderer nicht zu surfen oder zu telefonieren.
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