Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Christine Straßer zum Film "The Interview"/Nordkorea
Regensburg (ots)
Sonys Rückzug vom Rückzug ist in diesem seltsamen Schauspiel leider nicht die Wendung zum Guten. Die Ideologisierung des Hacks bewirkt, dass vieles zu gut in ein Schwarz-Weiß-Weltbild passt. Das macht misstrauisch. Fragen werden nicht beantwortet, Debatten nicht geführt. Zu viel bleibt unter dem Teppich. Die Presse- und Meinungsfreiheit ist jedenfalls keineswegs gerettet, nur weil "The Interview" nun doch zu sehen ist. Vielmehr wird die Freiheit der Kunst in Hollywood seit Jahren mit Füßen getreten. Um Kinobesucher und vor allem Geldgeber nicht zu vergraulen, werden oft Szenen aus Filmen geschnitten. Mal sind sie zu freizügig, mal zu brutal, mal politisch brisant. Oder umgekehrt: Es werden Produkte glänzend ins Bild gesetzt, obwohl das für den Film gar keinen Sinn ergibt. Außerdem: Trotz - oder vielleicht dank? - des ganzen Trubels um "The Interview" ist untergangen, dass Sony sehr fahrlässig mit internen Daten umgegangen ist. Kritische Fragen zu den Sicherheitsvorkehrungen werden kaum gestellt. Stattdessen steht die Firma jetzt als Vorkämpfer der Demokratie da, weil sie sich von einem Diktator vom Ende der Achse des Bösen nun doch nicht hat erpressen lassen. Dass nicht einmal ein Branchengigant wie Sony sich gegen Cyberattacken zu schützen weiß, sollte doch eigentlich nachdenklich machen. Stattdessen wird offenbar ein Cyberkrieg mit Nordkorea angezettelt, bei dem der Ausgang äußerst unklar ist.
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