Mittelbayerische Zeitung: Komentar von Fritz Winter zu EU/ Plastiktüten
Regensburg (ots)
Die Plastiktüte ist das Symbol für die gestörte Beziehung zwischen Mensch und Natur. Durchschnittlich 71 Tüten schleppt jeder Deutsche pro Jahr mit nach Hause, um sie nach wenigen Minuten der Nutzung zu entsorgen. Ein guter Wert eigentlich. Die Bulgaren brauchen 421 Tüten pro Kopf und Jahr. Eine Zeitbombe tickt. Wenn sie nicht verbrannt wird, hält die Plastiktüte deutlich länger als ein Menschenleben. Sie zersetzt sich, genauso wie etwa die Kunstfasern aus Fleece-Kleidungsstücken, in immer kleinere Teilchen. Sie bedroht die Weltmeere und kann sogar in den menschlichen Nahrungskreislauf gelangen. Höchste Zeit also, dass die Europäische Union versucht, dem Tütenwahnsinn Grenzen zu setzen. Einfach wird das nicht. Denn besser als ein simples Verbot oder eine erhöhte Besteuerung der Plastiktüte wäre es, dem Handel und dem Verbraucher eine ökologisch sinnvolle Alternative anzubieten. Das können Papiertüten sein, die sich allerdings nicht für alle Einsatzzwecke eignen. Die "Biotüte" aus nachwachsenden Rohstoffen klingt interessant - hat aber entscheidende Nachteile: Sie kompostiert zwar zu 100 Prozent, aber viel zu langsam. Sie wird aus dem Biomüll aussortiert und doch verbrannt. Und ihre Ökobilanz ist, wenn man die Erzeugung des Rohstoffes Mais und die ganzen Transportwege mitrechnet, extrem schlecht. Am sinnvollsten wäre es, wenn der Handel Plastiktüten, und zwar alle, auch die ganz dünnen, grundsätzlich nicht mehr kostenlos oder für Pfennigbeträge abgeben würde. Über den Geldbeutel sorgt man so dafür, dass im Kopf der Verbraucher ein Umdenken einsetzt. Plastiktüten sind ein Symbol für die Wegwerfmentalität in unserer Konsumgesellschaft: Das muss längst nicht mehr sein. Warum soll man nicht wieder zum guten alten Einkaufskorb greifen?
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