Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Katia Meyer-Tien zum Scheidungsrecht
Regensburg (ots)
Was eine einvernehmliche Scheidung ist, ist in Deutschland klar geregelt. Die Partner müssen gemeinsam oder mit Zustimmung des jeweils anderen die Scheidung einreichen, ein Jahr getrennt gelebt und sich über das Sorgerecht für die Kinder und die Teilung von Wohnung und Hausrat einig sein. Zu Recht kann man sich fragen, warum es in solchen Fällen noch teure Anwälte und einen vielbeschäftigten Richter braucht. Der Vorstoß der Standesbeamten, einvernehmliche Scheidungen auch außergerichtlich klären zu dürfen, müsste damit in Zeiten chronisch überlasteter Gerichte auf offene Ohren stoßen. Theoretisch. Praktisch zeigt die Erfahrung ähnlicher Initiativen in der Vergangenheit allerdings, dass es nicht nur die Anwälte sind, die sich mit dem Verweis auf die oftmals komplizierte Klärung von Teilbereichen einer solchen Lösung entgegenstellen. Auch aus der Politik gibt es Bedenken, ohne anwaltlichen Beistand werde eine faire und gleichberechtigte Trennung erschwert. Das ändert nichts daran, dass der Vorschlag sinnvoll ist und den Blick öffnet für alternative Regelungen in anderen Ländern. Und damit eine spannende Debatte verspricht.
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