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Mittelbayerische Zeitung: Der Frankenstein-Kandidat - Trump fiel nicht vom Himmel. Er stammt aus einer Partei, die seit Jahren mit Rechtspopulisten im Bett liegt. Von Thomas Spang

Regensburg (ots)

Donald Trumps Hetze gegen eine ganze Religionsgruppe appelliert an die niedersten Instinkte. Sie ist verwerflich, weil sie das Klima im Inneren der Einwanderer-Nation vergiftet. Aber auch gefährlich für die Auseinandersetzung mit Extremisten wie denen des IS. Trump betreibt deren Geschäft. Nichts wünschen sich die Kalifats-Krieger sehnlicher als einen Kampf zwischen den Kulturen; am besten noch mit westlichen Truppen im Mittleren Osten. So unerträglich die Äußerungen des blondierten Rechtspopulisten auch sein mögen, so scheinheilig und panisch kommen nun die Distanzierungsversuche der Republikaner daher. Das Problem ist nicht nur Donald Trump, sondern die moderne Republikanische Partei, in der "moderat" zum Schimpfwort geworden ist. Als Trump vorschlug, eine Mauer entlang der 2000 Meilen langen Grenze zu Mexiko zu bauen, gab es Beifall. An der Gleichsetzung von Mexikanern mit Vergewaltigern und Drogenhändlern störte sich auch kaum jemand in einer Partei, deren weiter rechts stehende Kandidaten so schon seit Jahren reden. Ein paar wenige widersprachen, als Trump den zwölf Millionen Einwanderern ohne Papieren mit Deportation drohte. Eher verhalten fiel die Kritik auch aus als "The Donald" die Muslime ins Visier nahm. Anti-islamische Sprüche gehören so selbstverständlich zu den Wahlkampfreden republikanischer Kandidaten wie Sternenbanner und patriotische Lieder. Nach Paris überboten sich die Wortführer der Republikaner in Panikmache. Jeb Bush kam als Erster auf die Idee, mit einer Art Religionstest entscheiden zu lassen, wer ins Land kommen darf und wer nicht. Klar, dass die Abgrenzung zu Trump schwerfällt, wenn man selber vorschlägt, muslimische Witwen aus Syrien abzuweisen, während christliche willkommen geheißen werden sollen. Der jung-dynamische Marco Rubio gab nicht minder tiefe Ressentiments zu erkennen, als er kategorisch forderte, überhaupt keine Flüchtlinge mehr aus dem Mittleren Osten aufzunehmen. Oder Ben Carson, lange Zeit Nummer zwei im Bewerberfeld, der keinen Muslim als Präsident sehen möchte. Klar, dass die Forderung Trumps nach einer Registrierung aller Muslime in den USA irgendwie bekannt klingt. Dass er nun überhaupt keine Muslime mehr ins Land lassen möchte, spricht einem signifikanten Teil der Basis aus dem Herzen. Laut Meinungsforschungsinstitut "PPP" findet fast jeder dritte Republikaner, der Islam sollte in den USA illegal sein. Der Aufschrei der Parteivorderen dürfte mehr ein Erschrecken über den Geist sein, den sie schon vor Jahren aus der Flasche gelassen haben und nun nicht bannen können. Den Korken öffnete tragischerweise einer der respektiertesten Republikaner, der sich von Folter bis Einwanderung immer wieder als Stimme der Vernunft zu Wort meldete: John McCain. Der erkor die schrille Sarah Palin bei den Präsidentschaftswahlen 2008 zu seinem "Running Mate" und machte den Rechtspopulismus damit hoffähig. Seitdem marschiert die Tea-Party durch die Institutionen der Partei. Das Repräsentantenhaus wimmelt von "Mini"-Palins und "Mikro"-Trumps. Genügend, um Speaker John Boehner, Republikaner der alten Schule, den Bettel hinschmeißen zu lassen. Im Senat schritt die Radikalisierung weniger schnell voran, hat aber mit Ted Cruz auch schon ein wortgewaltiges Aushängeschild. Dass sich zwei von drei Republikanern seit Monaten für einen der Rechtspopulisten Trump, Carson oder Cruz aussprechen, zieht in Zweifel, ob die Rebellion der einst als nützliche Idioten willkommen geheißenen Wutbürger noch einmal eingedämmt werden kann. Ohnehin wird das nur gelingen, wenn sich die Parteiführung nach den ersten Vorwahlen schnell hinter einem "Anti-Trump" sammelt. Ansonsten bekräftigt die Empörung des Establishments bloß den Appeal des Außenseiters - was die Korrelation zwischen Trumps Aufregern und dem Anstieg in den Umfragen erklären mag. Erschwerend hinzu kommt, dass dem Milliardär niemand den Geldhahn abdrehen kann. So wäre es früher gewesen als es noch Regeln gab, die Kandidaten im Wahlkampf finanzielle Grenzen setzten. Auch das haben sich die Republikaner selber zu verdanken, blockierten sie doch erfolgreich jeden Versuch, den Einfluss des Geldes auf die Politik einzuschränken. Trump wird Dank der demographischen Realitäten der USA niemals ins Weiße Haus einziehen. Aber der Frankenstein-Kandidat bedroht jetzt schon seinen Schöpfer.

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