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Mittelbayerische Zeitung: Wichtiger Wachstumsmotor
Regensburg verdankt BMW viel. Der Blick nach Ingolstadt sollte der Stadt aber eine Mahnung sein. Leitartikel von Christine Straßer

Regensburg (ots)

Als Anfang dieser Woche der neue Internetauftritt des Regensburger BMW-Werks präsentiert wurde, amüsierte die Journalisten ein Bild in der Rubrik Meilensteine. Es ist aus dem Jahr 1987 und zeigt eine Schafherde vor der Betriebsgastronomie. Auch wenn Regensburg schon damals alles andere als ein Provinznest war, ging es rund um Burgweinting, Harting und Neutraubling eben doch noch sehr ländlich zu. Heute sind die Industriegebiete hier groß, und BMW war der Motor für dieses Wachstum. Der Aufschwung der Region ist eng verbunden mit der Entscheidung des Autobauers, auf den Feldern ein Werk zu errichten. Der Erfolg ist ein Grund zum Feiern, wie es Anfang Juni anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Werkes auch getan wird. BMW ist ein Weltkonzern, doch das Herz des Unternehmens schlägt sehr regional. Mobilitätsträume und Massenmotorisierung haben die Entwicklung in mehreren bayerischen Städten - gerade auch in ehemals strukturschwachen Gegenden - beflügelt. Im niederbayerischen Dingolfing streben heute jeden Tag tausende Pendler den Werkhallen zu. Hunderte Busse bewältigen den Transport in zwei Schichten. Es heißt, dass sie dabei täglich 43 000 Kilometer zurücklegen. Das entspricht einer Erdumrundung. In Wackersdorf im Landkreis Schwandorf half BMW dem Freistaat aus der Patsche. Nach dem Willen der Staatsregierung hätte hier eine atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) entstehen sollen. Bürgerproteste verhinderten dieses Projekt. Dass das ehemalige WAA-Gelände nicht zur Industriebrache wurde, liegt daran, dass BMW ein Zulieferwerk baute und später einen Innovationspark ansiedelte. BMW ist der vielleicht wichtigste Wachstumsmotor für Niederbayern und die Oberpfalz. In den Orten rund um die Standorte entstanden Neubausiedlungen - mit schmucken Einfamilienhäusern, gepflegten Gärten und natürlich Doppelgaragen. Familienbetriebe, die beispielsweise Sitzbezüge oder Innenverkleidung an BMW lieferten, wurden selbst zu international tätigen Unternehmen. In Dingolfing, Regensburg, Wackersdorf und Landshut sind insgesamt rund 32 000 Menschen direkt bei BMW beschäftigt. Einen ähnlich beeindruckenden Aufschwung erlebte das oberbayerische Ingolstadt. Hier dank Audi. Der ehemalige Garnisonsstandort hat sich zur Stadt der vier Ringe entwickelt. Im örtlichen Werk beschäftigt Audi rund 43 000 Mitarbeiter. Ingolstadt ist reich, glänzt als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum einer ganzen Region - zumindest bisher. Denn infolge des Abgasskandals bei VW beginnt der Erfolgsmotor zu stottern. Die Stadtverwaltung stellt sich auf massive finanzielle Einbußen ein. Der Kämmerer rechnet mit nicht einmal mehr 70 Millionen Euro Gewerbesteuer im Jahr 2017. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren es fast 200 Millionen. Ein Gremium aus Vertretern aller Fraktionen und Parteien des Stadtrats will nun "den Haushalt über die Krise bringen". Der Bauunterhalt soll halbiert und der Straßenunterhalt um 40 Prozent gekürzt werden. Der Oberbürgermeister will Einschnitte im Sozialbereich vermeiden. Doch erst im Februar hob der Stadtrat die Gebühren für die Kindertagesstätten zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit an. Die Begründung: Das gesamte finanzielle Umfeld der Stadt Ingolstadt sei schwierig. Regensburg ist von solchen Zuständen noch sehr weit entfernt. Die Stadt hat allerdings auch einen Vorteil. BMW war zwar der Motor für den Aufschwung hier, ist aber nicht der einzige Antrieb geblieben.

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