Mittelbayerische Zeitung: Im Urlaub auch mal "offline" gehen
Regensburg (ots)
Vielleicht haben Sie ja einmal ein wenig Zeit und Muße. Dann setzen Sie sich doch in ein Straßencafé und schauen sich die Passanten an. Es gibt kaum noch jemanden, der nicht in sein Handy starrt oder es fest umklammert hält. Was all die Leute virtuell so treiben? Viele sind bei WhatsApp unterwegs, andere gehen auf Pokémon-Jagd. Auch dienstliche Mails sind sicherlich bei nicht wenigen ein Thema. Fakt ist: Wer das will, kann heute rund um die Uhr fast überall auf der Welt online und erreichbar sein - nicht nur für Freunde und Verwandte, sondern auch für Kollegen und Chefs. Bei allen Vorteilen, die eine flexiblere, schnellere Kommunikation mit sich bringt: Sie kann einem auch ganz schön auf die Nerven - und an die Nieren - gehen. Vor allem dann, wenn man das Gefühl hat, für den Arbeitgeber allzeit virtuell präsent sein zu müssen. Arbeitnehmervertreter gehen verstärkt an die Öffentlichkeit und berichten, dass immer mehr Menschen über eine "Entgrenzung" ihrer Arbeit klagen. Sie wünschen sich ein Gesetz, in dem das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit festgeschrieben wird. Doch die Politik alleine wird diese Problematik sicherlich nicht lösen können. Und auch individuelle Initiativen einzelner Unternehmen greifen oft zu kurz. Die Jobwelt und die Arbeitszeitmodelle werden immer flexibler. Daher sollte man den Arbeitnehmern auch die Entscheidung überlassen, wann sie in ihrer Freizeit was lesen wollen. Wenn die Telekom verfügt, dass leitende Angestellte ihren Mitarbeitern nach Dienstschluss, am Wochenende und im Urlaub keine Mails schicken dürfen, ist das zwar gut gemeint, aber auch realitätsfern. Auch die E-Mail-Sperre von VW, die Tarifmitarbeiter in "Randzeiten" abkoppelt, ist nicht zu Ende gedacht. Am Ende nimmt sie einem niemand ab: die bewusste Entscheidung, das Smartphone auszumachen. Dazu gehört Selbstdisziplin und das Wissen, dass der Arbeitgeber das goutiert. Vielleicht braucht man aber auch zwei Handys.
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