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Mittelbayerische Zeitung: Der Blick von außen: Deutschlands Rolle in der Welt wird wachsen. Sie sollte selbstbewusst ausgefüllt werden. Von Reinhard Zweigler

Regensburg (ots)

Der frühere französische Präsident Francois Mitterrand, mit Altkanzler Helmut Kohl unvergesslich per Handschlag über den Gräbern von Verdun verbunden, meinte einst bewundernd über seine Nachbarn: Es ist wahr, die Deutschen haben große Schwierigkeiten, aber sie werden sie meistern, und sie werden danach stärker sein als je zuvor. Mitunter muss man den Blick von außen auf das eigene Land richten, um besser ermessen zu können, worin die eigenen Stärken und Schwächen bestehen. Trotz aller Sorgen, Schwierigkeiten, die uns in Deutschland derzeit umtreiben, sollte nicht vergessen werden, das sehr viele Länder dieser Welt gerne unsere Probleme hätten. Denn es sind lösbare Aufgaben, große Herausforderungen, ja, aber keine, vor denen man verzagt davon laufen oder wegen derer man den Kopf in den Sand stecken müsste. Mitterrand hat seinen Ausspruch angesichts der deutschen Wiedervereinigung getan, die seinerzeit viele - nationale wie internationale - Kleingeister für nahezu unmöglich, nicht machbar, nicht finanzierbar hielten. Wir haben es allerdings doch geschafft. Auch wenn dies kein Zuckerschlecken war. Auch wenn Nachwehen der Teilung bis in die Gegenwart nachwirken. Auch wenn es hier und da noch rumpelt, auch wenn es Ecken und Kanten gibt. Das geteilte Deutschland stand über vier Jahrzehnte gleichsam unter Kuratel der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges. Die Spielräume für eine eigenständige Politik nach außen waren begrenzt. Gleichzeitig war das westdeutsche Wirtschaftswunder, die unaufgeregte Außen- und Sicherheitspolitik der alten Bundesrepublik ein positives Aushängeschild für ganz Deutschland. Nach der Wiedervereinigung entstand kein großdeutsches Reich unter neuen Vorzeichen, wie man das anfangs in Paris und London befürchtet hatte, sondern das wirtschaftlich stärkste Land innerhalb der Europäischen Union reihte sich in die Gemeinschaft ein. Helmut Kohl, Gerhard Schröder und heute Angela Merkel waren oder sind verlässliche Partner der Verbündeten in der EU, in der Nato, in Europa, in anderen Teilen der Welt. Das inzwischen weitgehend positive Bild von Deutschland wurde ebenfalls geprägt von Großereignissen wie dem Fußball-Sommermärchen von 2006, von tollen Sportlern, Künstlern, von Weißbier und Weißwurst, von Neuschwanstein, Kölner Dom, von Urlaub in Berlin, den Alpen oder auf der Insel Rügen. Dass Deutschland in der Welt ein hohes Ansehen genießt, zeigt nicht zuletzt, dass es immer mehr zum Anziehungspunkt für kreative Köpfe sowie zum Traumland für Bürgerkriegsflüchtlinge, für Hungernde und sonstig Notleidende geworden ist. Mit der "Willkommenskultur" wurde vor einem Jahr ein neues Kapitel im weltweiten Deutschlandbild aufgeschlagen. Zugleich jedoch schieden sich an der lange Zeit unbegrenzten, ungesteuerten Aufnahme von Flüchtlingen die Geister. In Deutschland selbst, wie im Ausland. Von Donald Trump, von Wladimir Putin, aus Warschau oder Budapest erntete Deutschland Häme und Kritik. Selbst wohlmeinende Partner in Paris oder London runzelten die Stirn über die Herausforderung, die sich die Deutschen, eingerührt von ihrer Kanzlerin, aufgebürdet haben. Eigentlich gibt es darauf nur eine einzige Antwort: Deutschland muss die Integration der Menschen, die im Land bleiben werden, meistern. Das ist in einem Land mit dieser Kraft, diesem Potenzial zu schaffen. Außen- und sicherheitspolitisch muss das Land seine gewachsene Rolle selbstbewusst und pragmatisch, ohne Größenwahn, ausfüllen. Das wird vielleicht nicht jedem gefallen. Nur beirren lassen sollten wir uns von Zweiflern nicht.

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