Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zum Verhältnis Ungarn/Russland:
Regensburg (ots)
Ungarn, so könnte man ketzerisch sagen, müsste eigentlich weit unter Wladimir Putins Niveau liegen. Der Kremlchef ringt bekanntlich um Augenhöhe mit den USA. Ungarn dagegen bringt pro Kopf weniger ökonomisches Gewicht auf die Waage als Antigua und Barbuda. Dennoch reiste Putin gestern mit einer hochrangigen Wirtschaftsdelegation zu Viktor Orbán nach Budapest. Es war bereits das dritte Treffen der beiden in drei Jahren. Offenkundig geht es Putin weniger um lukrative Geschäfte als vielmehr um Außenpolitik, im Zweifel sogar um Weltpolitik. Der russische Präsident versucht in Ungarn einen weiteren Spaltpilz in die schwer angeschlagene EU zu treiben.Noch vor drei Jahren, am Beginn der Ukraine-Krise, galten die Europäer als expandierende Weltmacht, die ihre Nachbarn im Osten durch Assoziierungsverträge an sich zu binden versuchte. Putin wähnte sich bedroht und schlug in der Ukraine militärisch zurück. Im Angesicht des Brexit-Referendums und der Wahlerfolge eurofeindlicher Rechtspopulisten quer durch den Kontinent, twittert nicht nur US-Präsident Donald Trump vom Zerfall der EU.Sollte in Frankreich Marine Le Pen triumphieren, dann war es das vermutlich mit dem historischen transnationalen Projekt. Für Putin, der am liebsten nach dem alten Machtprinzip "Teile und herrsche" agiert, wäre das geradezu ein Geschenk des Himmels. Der Spalter Putin tut folglich alles, um die EU als Ganzes zu schwächen.Orbán fällt dabei die Rolle der Abteilung Attacke zu. Der ungarische Premier schießt seit Jahren aus allen Rohren gegen "die da in Brüssel". Dabei wären die wirtschaftlich schwachen Länder im Osten Europas die ersten Opfer einer russischen Machtausweitung.
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