Mittelbayerische Zeitung: "Mittelbayerische Zeitung" zu "Xavier Naidoo":
Regensburg (ots)
Was Kunst darf und nicht darf, darüber lässt sich streiten. Sicher ist das, was Künstler schaffen, immer Interpretationssache. Eindeutiger aber als das, was Naidoo und die Söhne Mannheims mit "Marionetten" geschaffen haben, geht es kaum. Die Stoßrichtung des Textes ist klar. Die Versuche Naidoos, sich von den offen gezeigten rechten Tendenzen zu distanzieren, sind wenig überzeugend. Noch dazu, nachdem der Sänger in der Vergangenheit bereits mehrfach durch seine Nähe zu Verschwörungstheoretikern und Reichsbürgern aufgefallen ist. Eine ironische Distanz, wie sie etwa Naidoo-Kritiker Jan Böhmermann zu seinem Schmähgedicht auf Erdogan auf mehrfache Weise eingebaut hatte, findet nicht statt. Alles ein Missverständnis? Dann aber wäre Naidoo ein schlechter Musiker, der das Metier der Popmusik, deren Konzept auf leichter Verständlichkeit beruht, schlicht nicht beherrscht. Wer weiß, dass es Taktik gerade rechter Politik ist, sich nach bewussten Grenzüberschreitungen als missverstanden darzustellen, der weiß auch, wessen geistiges Kind Naidoo ist.
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