Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu US-Präsident Donald Trump
Regensburg (ots)
Mit dem Wrestling-Video und seiner Attacke auf eine missliebige Journalistin erreicht Donald Trumps "Krieg gegen die Medien" eine neue Qualität. Er personalisiert ihn. Und das in einer Weise, die Anlass zur Besorgnis um die Zukunft der freien Presse bietet. Indem er die Medien des Landes als "Fraud News" (Betrüger-Nachrichten) abtut und eine renommierte Moderatorin denunziert, demonstriert der "Twitterer-in-Chief", dass ihm elementare Qualitäten fehlen, Präsidenten der Vereinigten Staaten zu sein. Trump versteht nicht die Würde des Amtes, das er bekleidet. Sonst hätte er sich weder zu den sexistischen Ausfällen gegen eine angesehene Journalistin noch zu der wenig versteckten Drohung gegen CNN hinreißen lassen. Beides ist unakzeptabel. Trumps Claqueure versuchen das Twitter-Filmchen als harmlose Gegenwehr auf permanente Angriffe der Presse herunterzureden. Doch die Botschaft der Videomontage eines Schein-Kampfs des ehemaligen Reality-TV-Stars mit einem Freund ist eine andere. Darin zu sehen ist ein Anzugsträger am Fuße eines Kampfrings, dessen Kopf mit dem Logo des Nachrichtensenders CNN verdeckt wird. Donald Trump kommt von der Seite und wirft den "CNN"-Mann auf den Boden. Das Publikum johlt. Zu harten Rockriffs marschiert der Reality-TV-Star triumphierend davon. Die Sequenz endet mit der Einblendung einer manipulierten Stationskennung: "FNN - Fraud News Network". Wie Trump es selber meint, steht außer Frage. "Ich denke ich ändere den Namen #FakeNewsCNN zu #FraudNewsCNN", legte der Präsident unerschrocken nach. Bei einer Veranstaltung vor evangelikalen Veteranen in Washington erklärte er, CNN und Co. zerstörten sich selbst, weil sie zu weit gegangen seien. "Ich bin Präsident und die nicht." Wie er den Nachrichtensender aufs Kreuz zu legen gedenkt, gab Trump bei einem privaten Dinner für Spender und Geldgeber zu erkennen. "Falls hier ein Anwalt ist, der denkt, wir hätten einen guten Rechtsstreit - ich habe das Gefühl, wir sollten das tun. Wäre das nicht ein Spaß?" Spaßig ist an der Aussicht wenig, dass der Präsident der früheren Führungsmacht des Westens droht, kritische Medien mit Klagen mundtot zu machen und ihre wichtige Aufgabe in einer demokratischen Gesellschaft zu unterminieren versucht. Schließlich stellt Trump eine beunruhigende Dünnhäutigkeit unter Beweis. Die vulgäre Attacke auf eine missliebige Moderatorin zeugt nicht von einem souveränen Staatsmann, sondern einem unbeherrschten Narzissten. Mika Brzezinski reagierte gelassen auf Angriffe des Präsidenten. Persönlich. Um ihr Land und die Zukunft der freien Presse ist die Co-Moderatorin von "Morning Joe" tief besorgt. Es beunruhigte sie, was das einmal mehr über den Präsidenten der Vereinigten Staaten offenbare. Nicht viel Gutes. Trumps Sprecherin Sarah Huckabee-Sanders streitet das nicht einmal ab. Die Amerikaner hätten mit diesem Präsidenten bekommen, was sie im Wahlkampf sahen. Wohl wahr. Trump erweist sich im Amt als Bully, der kritischen Journalismus jenseits der Hofberichterstattung nur schlecht ertragen kann. Er droht mit Klagen gegen missliebige Sender und Blätter, lässt die Kameras bei Pressebriefings im Weißen Haus abschalten und attackiert nun persönlich Journalisten. Damit folgt er dem Abc aus dem Handbuch für Autokraten. Eine freie Presse steht der Konsolidierung seiner Macht mindestens so im Weg wie Gerichte und Kongress. Deshalb geht Trumps Krieg gegen die Medien weiter. Diese Episode zeigt, dass er nun willens scheint, stärkeres Geschütz einzusetzen.
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