Mittelbayerische Zeitung: "Ein starkes Stück"
Kommentar der Mittelbayerischen Zeitung zum neuen Duden
Regensburg (ots)
Der Duden ist nicht totzukriegen. Das ist eine gute Nachricht. Denn Sprache ist alles. Ohne Sprache können wir nicht denken, ohne Begriffe die Welt nicht begreifen. Ohne Worte können wir nicht - oder wenigstens: nicht komplex - kommunizieren und uns austauschen, unser Wissen nicht vergleichen und nicht vermehren. Ohne Sprache blieben all die Ideen und Gedanken, die ständig durch unsere Gehirne brausen, ohne Kontur und ohne Spiegel. Weil Sprache alles ist, braucht sie eine Instanz. Der Duden ist seit 1880 unser wichtigster Wortsammler und Sprachdeuter. Die 137-jährige Erfolgsgeschichte belegt, wie wichtig der Duden ist - und wie modern. Die Redaktion geht mit der Zeit, wirft tote Worte wie "Jahrweiser" für Kalender aus dem Bestand, streicht eingedeutschte Hässlichkeiten wie Majonäse, die sich nicht durchsetzten, und heißt neue Schöpfungen wie "Selfie" willkommen. Dazu muss man den Dudenmachern ausdrücklich gratulieren - auch wenn der Verein Deutsche Sprache Sturm läuft. Wer im Jahr 2017 Ticket, Tintenkiller und Transfer noch mit Rot auf dem Anglizismen-Index markiert und ausradieren will, riskiert, bald selbst "futschikato" zu sein. Das ist auch so ein neues Wort, das jetzt im Duden steht. Ob es die Sprachbibel, 30 Jahre nach der Entwicklung des World Wide Web und dem Beginn einer Zeit, in der man alles und jedes online nachschlagen kann, noch in hoher Zahl auf Papier braucht, darf man allerdings bezweifeln. 1264 Seiten ist die aktuelle Schwarte dick. Schon ein starkes Stück.
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