Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Volleyball-EM, Autor: Andreas Brey
Regensburg (ots)
Volleyball-Deutschland muss sich nach der sensationellen Silber-Medaille bei der EM in Polen eigentlich nur bei einem Menschen bedanken. Nein, nicht bei Georg Grozer, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Zwar war der Diagonalangreifer (Spitzname "Hammer" Schorsch) der mit Abstand beste Spieler. Aber der Vater des deutschen Erfolgs ist ein Italiener. Denn Fakt ist: Ohne den neuen Nationaltrainer Andrea Giani gäbe es diese Mannschaft nicht. Erst Italiens Rekordnationalspieler (474 Länderspiele, dreimal Weltmeister, fünfmal Europameister) schaffte das, woran viele seiner Vorgänger scheiterten. Der 47-Jährige führte die besten deutschen Spieler zusammen. Er verpasste ihnen wieder ein System, das passte. Giani steht für totalen Angriffsvolleyball. Dafür baute er sich die passende Truppe. Und er war sich nicht zu schade, bei den Routiniers, die eigentlich mit der Nationalmannschaft abgeschlossen hatten, Klinken zu putzen. Zum Glück! Neben Grozer gelang es dem Italiener, auch Lukas Kampa (Zuspiel), Christian Fromm (Außen) sowie Marcus Böhme und Michael Andrei (Mittelblock) für sich und seine Art des Volleyballs zu begeistern. Sie trugen die Verantwortung. Der zweite clevere Schachzug: Giani holte die besten Talente aus der Bundesliga trotz ihrer Jugend - Mittelblocker Tobias Krick ist gerade einmal 18 Jahre alt - in die Mannschaft. Krick und Libero Julian Zenger (19) dankten es mit bärenstarken Leistungen. Einziger EM-Wermutstropfen aus deutscher Sicht war die dürftige TV-Übertragung. Erst das Finale gab es live auf Sport 1. In diesem Punkt sind wir Volleyball-Entwicklungsland.
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