Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Statistik der Sexualstraftaten in Bayern, Autorin: Claudia Bockholt
Regensburg (ots)
Get ist first, but first: get it right. Den journalistischen Grundsatz, zwar schnell zu sein, aber zuerst vor allem die Richtigkeit der Nachricht zu überprüfen, hätte auch Innenminister Joachim Hermann beherzigen sollen. Es ist fahrlässig, so schlecht vorbereitet mit einem so heiklen Thema an die Öffentlichkeit zu gehen. Explosionsartig verbreitete sich die Meldung, dass die Zahl der Vergewaltigungen in Bayern um 50 Prozent - also dramatisch - gestiegen sei. Viel zu spät wurde die Erklärung hinterhergeschoben, dass der Anstieg auch auf das neue Sexualstrafrecht zurückzuführen ist, das Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung stärker verfolgt. Unbestreitbar ist der Anteil junger Flüchtlinge und Migranten an den Verdächtigen deutlich höher als ihr Bevölkerungsanteil. Diese Zahlen müssen transportiert werden. Wenn diese Zahlen zugleich sorgfältig und nach bestem Wissen und Gewissen eingeordnet werden, muss niemand vor ihrer Verbreitung Angst haben. Wer Statistiken in manipulativer Absicht einsetzt, begibt sich auf eine Stufe mit denen, die mit aus dem Kontext gerissenen, halbwahren oder ganz gefälschten Nachrichten Stimmen fangen. Diese Absicht muss man der CSU gar nicht unterstellen. Es ist schon schlimm genug, dass die schludrige Vorbereitung des Innenministers für massive Verunsicherung gesorgt hat.
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