Denken an morgen und übermorgen Wenn es darum geht, die großen Aufgaben unserer Zeit zu lösen, schauen wir nicht weit genug in die Zukunft.
Regensburg (ots)
Unangenehme Dinge schiebt man gern vor sich her. Das ist fatal, denn das Vor-sich-Herschieben führt letztlich zu Hektik und Fehlern. Manche winken dennoch lässig ab und raten zum Abwarten. Doch eigentlich wollen sie damit nur die eigene Bequemlichkeit legitimieren. Und so manches erledigt sich entgegen der Hoffnung eben nicht von selbst. Was sich definitiv nicht von selbst erledigt, sind die Probleme, die wir uns im Umgang mit unserem Planeten eingehandelt haben. Nicht nur die jüngste Weltklimakonferenz hat gezeigt, dass der Weg noch sehr weit ist, bis tatsächlich wirksame Maßnahmen beschlossen werden können. Seit langem schauen wir bei unserem Handeln nicht weit genug in die Zukunft. Wenn es um das Morgen und Übermorgen geht, schmunzeln wir gern über die - meist unzutreffenden - Vorhersagen von Zukunftsforschern zu Trends und technologischen Entwicklungen. Was unser heutiges Verhalten aber wirklich für die Zukunft bedeutet, damit wollen sich offensichtlich immer noch zu wenige befassen. Dabei ist doch klar: Nur wer sein Verhalten spätestens genau jetzt ändert, kann dazu beitragen, dass die Lebensbedingungen auch noch für die nächsten Generationen gut sind. Gefragt sind dabei auch und vor allem Gestaltungswille und Mut derjenigen, die für die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sorgen. Immer nur bis zur nächsten Wahl zu denken, teils gönnerhaft, teils autoritär auf die lauten Forderungen der Jugend zu reagieren, all das wirft kein gutes Licht auf die politischen Entscheider. Auch wenn es natürlich Ausnahmen gibt. Wer Rahmenbedingungen neu verhandelt, muss dies konkret unter einem Klima- bzw. Umwelt-Vorbehalt stellen. Immer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner zu suchen, stets das Austarieren aller Interessen anzustreben - das bringt uns nicht weiter. Wer in Unternehmen Innovationen befördert, sollte denselben Prämissen folgen. Wo baut man Know-how auf, wo steckt man wirklich Investitionen hinein, woran wird geforscht? Das Wort Generationenvertrag existiert im Hinblick auf die Rentenanwartschaft seit langem, nun aber meint dieser Begriff nicht mehr nur die finanzielle Sicherung der Alten, sondern die Richtung dreht sich. Es geht um das (Über-)Leben der Kinder und Enkel in einer intakten Umwelt. Zu viel ist schon irreparabel verloren gegangen, die Selbstheilungskräfte der Natur sind nachhaltig geschwächt. Wollen wir ernsthaft, dass spätestens die übernächste Generation eine Suppe auslöffeln muss, die wir und unsere Vorfahren ihnen eingebrockt haben? Wer junge Leute nach der Zukunft fragt, erhält ganz andere Antworten, als wenn die Älteren darüber sprechen. Diese Diskrepanz gilt es aufzulösen. Und das funktioniert eben nur, wenn es zur Selbstverständlichkeit geworden ist, die Folgen des Handelns für das Morgen und Übermorgen konkret in Augenschein zu nehmen. Im Übrigen ist dies für die ganze Erde wichtig. Zerstörte Lebenswelten werden gerade in unterentwickelten Regionen zum Massenexodus führen. In Afrika, wo die Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten am meisten wächst, braucht es eine tiefgreifende Verbesserung der Daseinsvorsorge. Das geht nur mit Hilfe von außen. Oder will sich das wohlhabende Europa bald mit seinen Armeen den Flüchtenden entgegenstellen? Eine gute Zukunft zu haben, das ist ein zutiefst menschlicher Wunsch, der nicht mehr allein durch eigene Arbeit, wirtschaftliches Wachstum und Friedenssicherung zu erreichen ist. Eine gute Zukunft für viele wird am ehesten möglich durch eine Abkehr von Egoismen und kurzfristigem Erfolgsdenken sowie durch Empathie für diejenigen, die ohne fremde Hilfe keine Chance auf diese gute Zukunft haben. Ganz im Sinn eines christlichen Menschenbilds, das uns gerade an Weihnachten wieder besonders deutlich wird.
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