Tief enttäuscht
Prinz Harry und seine Frau Meghan brüskieren die Queen. Dabei war es ein angekündigter Zusammenbruch der Beziehungen. Gründe dafür gab es genug. Leitartikel von Jochen Wittmann
Regensburg (ots)
Es war ein Paukenschlag: Prinz Harry und seine Frau Meghan gaben ihren Rückzug von royalen Pflichten bekannt. Ganz unkonventionell auf ihrer Instagram-Seite verkündeten sie, dass sie "finanziell unabhängig" werden wollen und nicht mehr ausschließlich im Königreich, sondern auch in Nordamerika leben werden. Nach ihrem Rücktritt als "senior royals", also als ranghohe Königliche Hoheiten, wollten sie aber weiterhin die Queen unterstützen. Gerechnet hatte damit niemand. Zwar hatte es im Vorfeld Gespräche zwischen dem Buckingham Palast und dem Herzogspaar von Sussex über die Gestaltung ihrer Zukunft gegeben, aber die Ankündigung war nicht abgesprochen. Elizabeth II. und ihr Sohn, der Thronfolger Prinz Charles, sind tief enttäuscht über den gravierenden Schritt Prinz Harrys, in den sie weder eingeweiht waren, geschweige denn dass sie ihn mitgestalten konnten. Zwei Bilder waren wohl der Auslöser für Harrys und Meghans Bruch mit den Royals. Bei ihrer traditionellen Weihnachtsansprache saß die Queen an einem Schreibtisch, neben ihr Fotos von Mitgliedern der engeren Familie. Aber Harry und Meghan waren nicht dabei. Ein paar Tage später ließ Prinz Charles ein Foto veröffentlichen, auf dem er, die Queen sowie die nächsten beiden Thronfolger, Prinz William und dessen Sohn Prinz George zu sehen waren. Das Bild sollte nicht ganz unsubtil die Botschaft vermitteln, wie sich Charles die Zukunft der Royals vorstellt: Eine verschlankte Monarchie, reduziert auf die Monarchin und ihre Erben. Harry und Meghan müssen sich ausgeschlossen gefühlt haben. Die Reaktion der britischen Presse war ziemlich vernichtend für das Herzogspaar. Trotz seiner vielen Privilegien keine Aufgaben mehr wahrnehmen wollen, war der Tenor, sei schon schlimm genug. Aber mit der Art und Weise ihrer Ankündigung, die Monarchin zu brüskieren, das ginge gar nicht. Dabei war es ein angekündigter Zusammenbruch der Beziehungen. Harry war schon länger unglücklich in seiner Rolle als Royal. Immer wenn er eine Kamera aufblitzen sehe, hatte der Prinz geklagt, würde er an seine Mutter Lady Diana erinnert, die auf der Flucht vor Paparazzi bei einem Autounfall starb. Das Schicksal, als Royal erbarmungslos von den Medien verfolgt zu werden, wolle er sich und seiner Frau ersparen. In einem Interview im letzten Herbst sprach er über die Belastungen als Mitglied der Königlichen Familie und über die Entfremdung mit seinem Bruder Prinz William. Schon damals klang an, dass er über einen Situations- und Ortswechsel nachdachte. Einige Kommentatoren vermuten, dass die treibende Kraft hinter dem Bruch mit dem Palast seine Ehefrau Meghan ist. Von einem "Megxit" ist die Rede. Zu schaffen machten der 38-Jährigen mit afroamerikanischem Hintergrund vor allem Anfeindungen in den sozialen Medien, aber auch in der britischen Presse, die bisweilen rassistische Untertöne zeigten. Die Kritik an ihr dürfte jetzt nicht weniger werden. Der Bruch mit dem Palast wirft viele Fragen auf. Wie soll das gehen, "finanziell unabhängig" werden zu wollen? Auch als Royal im Hintergrund kann man nicht einfach jeden Job übernehmen. Aber Harry und Meghan sind nicht arm dran. Er hat von seiner Mutter und Urgroßmutter geerbt, sein privates Vermögen wird auf rund 30 Millionen Pfund geschätzt. Sie hat in ihrer Schauspielkarriere ebenfalls gut verdient und gilt als Millionärin. Noch ist unklar, wie weit Harrys Bruch mit der Königlichen Familie gehen soll. Es werden allerdings jetzt schon Vergleiche mit Edward VIII. bemüht, der 1936 als König zurücktrat, um seine amerikanische Geliebte Wallis Simpson zu heiraten. Das hatte damals zu einer handfesten Krise des Königshauses geführt und Edward zu einem Paria bei den Windsors gemacht. Er musste fortan als Exil-Royal im Ausland leben und wurde bei Hof nicht mehr empfangen.
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