Gesamtverband Pressegroßhandel
"Doppelte Premiere" für Gesamtverband Pressegroßhandel
Grosso-Jahrestagung 2019 in Wiesbaden eröffnet
Köln (ots)
Der erst im Mai gegründete Gesamtverband Pressegroßhandel e.V. hat bereits seine operative Arbeit aufgenommen. Von einer "doppelten Premiere" sprach Präsident Frank Nolte daher zum Auftakt der Grosso-Jahrestagung: Der neue Gesamtverband ist erstmals Gastgeber der traditionsreichen Veranstaltung, und neuer Veranstaltungsort ist am 17. und 18. September die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden.
Der Gesamtverband ist aus dem Zusammenschluss der Grosso-Unternehmen ohne Verlagsbeteiligung und der Grosso-Unternehmen mit Verlagsbeteiligung hervorgegangen. Mit seiner Gründung sei die historische Teilung im Pressevertrieb "endgültig Geschichte", sagte Nolte: "Wir schlagen ein neues Kapitel des Pressegroßhandels in Deutschland auf." Der neue Verband repräsentiere 100 Prozent des Grosso-Inlandsmarkts. Nolte nannte das ein "traumhaftes Ergebnis".
Der Verbandspräsident begründete die Fusion und den Wechsel der Tagung nach Wiesbaden auch mit den Anforderungen an die "sich immer weiter durchmischende und konsolidierende Grosso-Branche". Unternehmen mit und ohne Verlagsbeteiligung müssten die Aufgaben und Herausforderungen der Zukunft gemeinsam angehen.
Nolte machte deutlich, dass die Rahmenbedingungen dafür anspruchsvoll blieben: Der Vertrieb über das Grosso werde wahrscheinlich in den nächsten Jahren wieder teurer werden, wenn das bewährte Vertriebssystem auf Kurs gehalten werden solle. Spekulationen über die reine Anzahl der Grosso-Gebiete und ihre Gesellschaftsstruktur erteilte Nolte in diesem Zusammenhang eine Absage: "Wichtig wird sein, dass der Prozess fair und frei von Einflussnahme Dritter stattfindet. Dass er wirtschaftlich erfolgreich ist und das System und dessen Errungenschaften stabilisiert. Und dass alle Regionen und Unternehmen eingebunden werden."
Der neue Gesamtverband Pressegroßhandel soll seinem Präsidenten zufolge klassische Verbandsfunktionen wie Public Affairs, PR und Recht sowie das Mandat für viele marktnahe Dienstleistungen wahrnehmen. "Die Herausforderung der Zukunft liegt darin, Presse attraktiv für Käufer und Händler zu halten. Dabei steht unser Sortiment im harten Wettbewerb mit anderen Markenartikeln und unter strenger Beobachtung."
Nolte ging auch auf eine Beschwerde des Arbeitskreises Mittelständischer Verlage (AMV) beim Bundeskartellamt ein, die sich gegen die von Grosso-Verband und Verlagsallianz vereinbarte Mindestumsatzregelung richtet: Er bezeichnete die Beschwerde als "Bärendienst" für die Branche und den AMV selbst, stellte aber klar, dass die Regelung keinesfalls schon vom Bundeskartellamt kassiert worden sei. Das Amt habe lediglich "Bedenken" formuliert, sie nach Auffassung des Grosso-Verbands aber "nicht nachvollziehbar begründet. "Wir haben zur Klärung der Datenlage und zum besseren gegenseitigen Verständnis um ein weiteres Gespräch in Bonn gebeten, was zeitnah nach unserer Tagung stattfinden wird", kündigte Nolte an.
Nolte appellierte an alle Marktpartner, die Pressefreiheit immer wieder gegen Angriffe zu verteidigen. "Aus meiner Sicht unterstreicht die aktuelle Debatte um Fake-News oder Wahlbeeinflussungen durch elektronische Kommunikation die hohe Glaubwürdigkeit und Absenderqualitäten gerade der Printmedien."
Daran knüpfte Volker Breid, COO der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, an. Die Zeitung plane aus Anlass ihres 70-jährigen Bestehens im Herbst eine Marketingkampagne und wirbt mit dem Claim "Freiheit beginnt im Kopf" für sich. Breid wies darauf hin, dass Print trotz des Aufbaus digitaler Kanäle für die Zeitung der "umsatzstärkste Vertriebskanal" sei. Mit einem Print-Nutzer verdiene sie pro Monat 17 Mal so viel wie mit einem Digital-Nutzer. Breid erbat sich insbesondere Ideen und Unterstützung der Grossisten bei der Zustellung der gedruckten Zeitung am Sonntag, weil dieser Markt immer schwieriger werde.
Carolin Hülshoff-Pol, Verlagsleiterin der Bild-Gruppe, sprach sich bei der Grosso-Jahrestagung gegen Szenarios aus, wonach die Zahl der Presseverkaufsstellen und der Verkaufstage in den kommenden Jahren deutlich reduziert werden sollte. Eine maximale Zahl von Verkaufsstellen müsse vielmehr das Ziel sein. Als Einzelverkaufszeitung sei Bild zudem auf sieben Verkaufstage pro Woche angewiesen. Den Einstieg des Finanzinvestors KKR bei der Axel Springer SE wertete die Verlagsmanagerin als "totales Commitment zu den Marken Bild und Welt".
Auch Dr. Thomas Schäfer, Hessischer Minister der Finanzen, sprach in Wiesbaden zu den Teilnehmern der Tagung. Er warnte davor, dass angesichts der Fixierung der öffentlichen Diskussionen auf den Klimawandel andere nicht minder wichtige politische Debatten in den Hintergrund gerieten. Schäfer forderte insbesondere, die Wirtschaft zu entlasten und Diskussionen über die Schuldenbremse zu beenden: "Wir haben kein Investitionsproblem im Sinne von fehlendem Budget, unsere Bauindustrie ist ausgelastet bis zur Hutschnur", sagte der hessische Minister. Eine weitere Herausforderung sei die Rolle Europas in der Welt. Der Kontinent drohe gegenüber den USA und China ins Hintertreffen zu geraten und zum "Befehlsempfänger aus zwei Himmelsrichtungen" zu werden. Den Ausschluss von Journalisten von einer Pressekonferenz der chinesischen Botschaft in Berlin, kritisierte Schäfer in diesem Zusammenhang scharf: "Wehret den Anfängen!"
Die Grosso-Jahrestagung hat zuvor 60 Jahre in Baden-Baden stattgefunden. Dr. Oliver Franz, als Bürgermeister und Wirtschaftsdezernent der Stadt Wiesbaden neuer Gastgeber der Grossisten, nannte die Entscheidung, in den RheinMain CongressCenter nach Wiesbaden zu wechseln, in seinem Grußwort an die Teilnehmer des Kongresses "historisch".
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