Tod - ein Tabu in der Familie
Drei Viertel der Eltern befassen sich nicht mit dem Sterben
Saarbrücken (ots)
Der Tod ist bei vielen Müttern und Vätern ein Tabu. Dies ergab eine repräsentative Umfrage von CosmosDirekt. Danach haben 74 Prozent der Befragten das Thema bisher gemieden. Als Gründe werden unter anderem Verdrängung und Angst genannt. Die Folgen sind entsprechend: Deutschlands Familien sind meist gar nicht oder finanziell nur unzureichend gegen den Tod eines Elternteils abgesichert.
Das Thema Tod wird in deutschen Familien selten angesprochen: 74 Prozent der befragten Mütter und Väter haben sich noch nicht näher damit beschäftigt. Gerade jüngere Eltern im Alter von 25 bis 39 Jahren blenden das Sterben aus: Vier von fünf Interviewten (81 Prozent) haben sich noch nicht damit auseinandergesetzt. Dies ergab eine repräsentative Umfrage der GEWIS im Auftrag von CosmosDirekt.
"Die Endlichkeit des eigenen Lebens unter Verwandten anzusprechen, passt nicht zu unserer Vorstellung von der Familie als Hort emotionaler und sozialer Sicherheit", bewertet Prof. Dr. Eugen Buß von der Universität Hohenheim die Antworten. Der Soziologe sieht seine eigenen repräsentativen Untersuchungsergebnisse bestätigt, nach denen der Tod beinahe unabhängig vom Alter verdrängt wird. Danach befasst sich selbst nur jeder Fünfte der 55-Jährigen ab und zu mit dem Tod. Erst mit höherem Alter wächst die Zahl derjenigen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen: Bei den über 60-Jährigen denkt nach Erkenntnissen des Soziologen jeder Zweite ab und zu über den Tod nach.
Die Teilnehmer der CosmosDirekt-Studie gaben vielfältige Gründe an, warum sie das Thema Sterben nicht im eigenen Familienkreis ansprechen. Demnach hält ein Großteil das Thema nicht für relevant. Unter anderem wurden die Angst vor dem Thema, Verdrängung, Aberglaube und Furcht davor, den Partner mit diesem Thema zu verletzten, genannt.
"Über Tod und Sterben zu sprechen, hieße, die Glücksverheißung der Gegenwart zu entzaubern. Daher ist der Tod aus der Selbstverständlichkeit des Alltagslebens ausgewandert", erklärt Soziologe Buß die Schwierigkeit im Umgang mit dem Thema.
Die mangelnde Bereitschaft, sich dem Thema Tod zu nähern, führt unterdessen zu Defiziten in der familiären Absicherung, so der Befund der CosmosDirekt-Studie: 57 Prozent der befragten Mütter und Väter haben ihre Angehörigen für den Fall der Fälle nicht abgesichert, unter den 25- bis 39-jährigen sind es sogar 64 Prozent. Dabei ist die staatliche Unterstützung im Todesfall meist unzureichend: Die durchschnittliche Rente für Witwen beträgt in Deutschland 505 Euro, die der Witwer sogar nur 225 Euro. Besonders junge Familien haben meist keine ausreichenden gesetzlichen Ansprüche erworben, um sich damit im Todesfall finanziell absichern zu können.
Vorsorge meist ungenügend
Aber auch diejenigen, die vermeintlich vorgesorgt haben, sind oft nicht ausreichend geschützt. So ergab die Umfrage, dass rund die Hälfte (48 Prozent) derjenigen, die versichert sind, ihre Angehörigen nur mit bis zu 50.000 Euro abgesichert haben. Laut Stiftung Warentest sollten Familien jedoch mit einer Summe vorsorgen, die zwischen dem Drei- und Fünffachen des jährlichen Bruttoeinkommens liegt.
"Im Ländervergleich liegt Deutschland in Sachen Risikoabsicherung ganz hinten: nur sechs von 100 Personen haben eine Risiko-Lebensversicherung. Auch bei der Höhe der finanziellen Absicherung zeigen sich große Lücken: Fast die Hälfte der Befragten hinterlässt ihren Angehörigen lediglich eine Summe von bis zu 50.000 Euro. Gerade für Familien reicht das bei Weitem nicht aus", sagt Winfried Spies, Vorstandsvorsitzender von CosmosDirekt.
Die Versicherten sorgen für den Todesfall in erster Linie mit Immobilien (38 Prozent), Spareinlagen (28 Prozent) und einer Kapitallebensversicherung (21 Prozent) vor. Es folgen die Unfallversicherung mit Todesfall-Schutz und das Sterbegeld (je 15 Prozent) sowie die Risiko-Lebensversicherung (12 Prozent).
Für die repräsentative Umfrage zum Thema Tod wurden 1.018 Mütter und Väter im Alter zwischen 25 und 60 Jahren interviewt, die mindestens ein minderjähriges Kind haben. Die Daten wurden vom 28. September bis 2. Oktober 2007 auf Basis schriftlicher Interviews durch die GEWIS im Auftrag von CosmosDirekt erhoben.
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