Überraschende Ankündigung bei Geburtstagsempfang: Professor Dr. Bernhard Servatius wird Aufsichtsrat verlassen
Berlin (ots)
Der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende der Axel Springer Verlag AG, Professor Dr. Bernhard Servatius, 70, wird mit Wirkung zum 30. Juni 2002 sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender niederlegen und gleichzeitig sein Aufsichtsratsmandat zurückgeben. Diese Entscheidung gab Servatius überraschend am Freitag während eines Empfangs anlässlich seines
70. Geburtstages im Berliner Verlagshaus bekannt. Gleichzeitig kündigte er an, dass das derzeitige Aufsichtsratsmitglied Dr. Giuseppe Vita, 67, am kommenden Dienstag dem Aufsichtsratsplenum zur Wahl als sein Nachfolger als Vorsitzender vorgeschlagen werde. Vita war über viele Jahre Vorstands-vorsitzender und ist heute Aufsichtsratsvorsitzender der Schering AG, Berlin.
"Ich verlasse in zwei Monaten das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden guten Mutes und voller Zuversicht für die Zukunft des Hauses. Das Unternehmen ist gesund, voll innerer Kraft und der Aufsichtsrat hat eine seiner wichtigsten Aufgaben, die Sicherstellung der Führung des Hauses, erfüllt", sagte Servatius in einer bewegenden Rede. "Wir verfügen im Vorstand sowie an der Spitze unserer Objekte, also auch in unseren Chefredaktionen und im Management über hochprofessionelle Führungspersönlichkeiten, die obendrein noch jung sind und den Mitarbeitern eine lange Perspektive bieten. Und sie haben eine bemerkenswerte Sensibilität für die Werte entwickelt, nach denen Axel Springer angetreten war. Sie haben Mut - und sind nicht vom Zeitgeist angekränkelt."
Hintergrund dieser Entscheidung, so Servatius, sei seine bereits vor zehn Jahren entwickelte Lebensplanung. Er wolle sich jetzt wieder den Dingen zuwenden, "die ich vernachlässigen musste, weil ich andere Dinge zu tun hatte". Der Zeitplan sei zwingend, um mit der "Freiheit auch noch etwas Sinnvolles anfangen zu können".
Über 200 Gäste waren der Einladung des Vorstands des Axel Springer Verlages in das Berliner Verlagshaus gefolgt, um dem langjährigen Aufsichtsrats-vorsitzenden Professor Dr. Bernhard Servatius zu gratulieren, der am 14. April seinen 70. Geburtstag feiern konnte. Vorstandsmitglieder und Chefredakteure des Verlages, Familienmitglieder und Freunde, Wegbegleiter und zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien überbrachten ihre Glückwünsche.
Die Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Friede Springer dankte Servatius für seine "Treue zu Axel Springer, zu seinem Unternehmen, zu seinen Ideen". Persönlich dankte sie ihm dafür, dass er seine Loyalität nach Axel Springers Tod auf sie übertragen habe. Er habe immer mitgeholfen, Axel Springers "verlegerische und politische Ideale hochzuhalten".
Servatius ist dem Axel Springer Verlag seit mehr als 30 Jahren verbunden, seit 1985 als Vorsitzender des Aufsichtsrats. Bereits seit 1970 war er ständiger juristischer Berater Axel Springers, nach dessen Tod hatte er 1985 bis 1995 den Vorsitz der Axel Springer Testamentsvollstreckung inne.
"Bernhard Servatius ist Deutschlands dienstältester Aufsichtsratsvorsitzender. Wenn der Begriff Ära angemessen ist, dann wirklich für diese 17 Jahre", würdigte der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer Verlag AG, Dr. Mathias Döpfner, die Leistung des langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden. "Sie verstehen sich dabei als Wahrer einer Tradition und begleiteten gleichzeitig die Suche des Hauses nach einer neuen Identität." Dem Vorstand sei er gerade in den letzten Monaten "ein höchst verlässlicher und kompetenter Berater" gewesen.
Die Glückwünsche von Hans-Dietrich Genscher, der wegen der zeitgleich in Erfurt stattfindenden Trauerfeier seine Rede nicht persönlich vortragen konnte, wurden durch Günter Rexrodt übermittelt. "Der Hallenser", so Genscher, "gratuliert dem Magdeburger mit allen guten Wünschen und mit großem Respekt vor einer beeindruckenden und keineswegs abgeschlossenen Lebensleistung. Uns verbindet die Verwurzelung in unserer Heimat und das Bemühen, unseren Heimatstädten auf dem schweren Weg in eine bessere Zukunft zu helfen."
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