"Mit Mut und klarer Haltung": Shoshana Zuboff erhält Axel Springer Award 2019
Berlin (ots)
Laudatio von Ursula von der Leyen / Verleihung im Axel-Springer-Journalisten-Club in Berlin
Die US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin und Buchautorin ("Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus") Shoshana Zuboff ist am Abend des 7. November 2019 mit dem Axel Springer Award 2019 ausgezeichnet worden. Die langjährige Kritikerin einer datengetriebenen Internetökonomie nahm den Preis bei einer der feierlichen Abendveranstaltung unter dem Motto "An Evening for Shoshana Zuboff" im Journalisten-Club von Axel Springer in Berlin persönlich entgegen. Durch den Abend führte Christoph Keese, CEO Axel Springer hy GmbH, der in einem moderierten Gespräch unter den Gästen aus Wirtschaft, Politik und Medien die vielfältigen Auswirkungen der Datenökonomie auf alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche herausstellte.
Die Laudatio auf die vierte Preisträgerin des Axel Springer Award hielt Ursula von der Leyen, designierte Präsidentin der Europäischen Kommission: "In den letzten 20 Jahren haben wir uns allmählich mit einem World Wide Web verwoben, das enorme und ungeahnte Vorteile hat. Aber wie jede bahnbrechende Veränderung birgt diese neben den großen Chancen auch große Risiken. Und deshalb brauchen wir Menschen wie Shoshana Zuboff, die kritisch den Wandel begleiten und die vorherrschende Meinung in Frage stellen."
In Ihrer Rede ging sie außerdem auf die Herausforderungen für Europa durch die fortschreitende globale Digitalisierung ein: "Europa wird hart arbeiten müssen, um sein Gewicht im digitalen Zeitalter zu erhöhen. Der langfristige Erfolg ist dabei auch eine Frage der Souveränität. Technologisch müssen wir auf europäische Lösungen und Standards setzen, zum Beispiel bei AI, 5G und Next Generation Clouds.
Zum Schutz des Individuums brauchen wir zeitgleich einen Zweischritt: Einerseits müssen wir die digitale Kompetenz der Bürger erhöhen und anderseits Regeln für Unternehmen schaffen, die einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten sicherstellen. Nicht zuletzt wird es auch darum gehen, die hohen Standards der Rechtsstaatlichkeit und der kulturellen Offenheit aufrechtzuerhalten, die Europa für die besten Talente des digitalen Zeitalters so attraktiv machen. Wenn wir diese Bedingungen erfüllen, hat Europa eine faire Chance, die digitale Welt zu gestalten."
Mathias Döpfner: "Shoshana Zuboff erhält den Axel Springer Award 2019, weil sie mit Mut und klarer Haltung die problematischen Seiten der Digitalwirtschaft analysiert und uns zu Recht mahnt, dass wir hinsichtlich der Regulierung von Technologieunternehmen viel nachzuholen haben. Gerade 30 Jahre nach dem Fall der Mauer müssen wir uns erinnern, welche Bedrohung für die Freiheit von einer unkontrollierten Informationssammlung ausgeht. Vor dem Hintergrund der Debatte zu 5G ist das Thema hochaktuell."
Shoshana Zuboff: "Nutzer und Tech-Unternehmen befinden sich in einem Wettrüsten. Wir verstecken uns, indem wir Datenschutz-Software in unserem Browser installieren. Dann entwickeln die Tech-Unternehmen neue Mittel, um uns zu finden. Woraufhin wir nach neuen Wegen suchen, uns zu verstecken. Auch wenn wir mittlerweile viel zu sehr daran gewöhnt sind: Das ist nicht normal. Uns muss klar werden, dass Datenschutz nicht Privatsache ist. Datenschutz ist eine soziale, gesellschaftliche Angelegenheit."
Mit Shoshana Zuboff zeichnete Axel Springer zum vierten Mal eine herausragende Persönlichkeit mit dem Axel Springer Award aus, die in besonderer Weise innovativ ist, Märkte schafft und verändert, die Kultur prägt und sich gleichzeitig ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellt. Der Preis erkennt Geleistetes an und macht Mut zu weiteren Schritten. Erster Preisträger war im Februar 2016 Mark Zuckerberg, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Facebook. Im Mai 2017 erhielt ihn der World Wide Web-Erfinder Sir Tim Berners-Lee. Im April 2018 wurde Jeff Bezos, Gründer und CEO von Amazon Inc. und Eigentümer der "Washington Post", mit dem Axel Springer Award geehrt.
Der Axel Springer Award ist ein ideeller Preis ohne Preisgeld. Über seine Vergabe entscheidet der Vorstand der Axel Springer SE nach Vorschlägen von Mitarbeitern des Hauses oder aus der Öffentlichkeit.
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