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Greenpeace legt Europäisches Patentamt lahm
Patent auf Züchtung von Stammzellen und Embryonen nur Spitze des Eisbergs

München (ots)

In den frühen Morgenstunden haben etwa 90
Greenpeace-Aktivisten das Europäische Patentamt (EPA) in München
lahmgelegt. Zur Zeit mauern die Umweltschützer die Haupteingänge
sowie die Zufahrten zur Tiefgarage zu. Kletterer entrollen ein
Bild-Banner mit der Aufschrift: "Stoppt die Menschenzüchter! Keine
Patente auf Lebewesen!"
"Wir machen das Patentamt dicht, um so lange wie möglich zu
verhindern, dass weiterhin Patente auf Lebewesen erteilt werden",
sagt Dr. Christoph Then, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Das Amt
verschachert das Nutzungsrecht für Menschen, Tieren und Pflanzen an
die Gentech-Industrie."
Greenpeace hatte am Montag aufgedeckt, dass das EPA im Dezember
ein Patent erteilte, das die Vermarktungsrechte für ein Verfahren zur
Genmanipulation von menschlichen Stammzellen und Embryonen sichert.
Daraufhin hatte das EPA von einem "schweren Fehler" gesprochen, der
"aus Versehen" passiert sei.
Nach Greenpeace-Recherchen ist der am Montag aufgedeckte Skandal
kein Einzelfall und sicher nicht "aus Versehen" passiert. Schon im
Januar 1998 entschuldigte sich das EPA für die Erteilung eines
Patents auf Gene zur Stressanfälligkeit, in das nach eigenen Angaben
auch "aus Versehen" mögliche Manipulationen von  Menschen mit
einbezogen wurden. Außerdem erteilte das Amt 1998 ein drittes Patent
zur Genmanipulation von Milchdrüsen für die Pharmaproduktion, das
Frauen einschließt. Keines dieser Menschen-Patente wurde bis heute
zurückgezogen, Einsprüche dagegen wurden beim EPA nicht verhandelt.
"Entschuldigungen, Versprechen und Schönheitskorrekturen reichen
hier nicht. Diese und alle anderen Patente auf Leben müssen komplett
zurückgenommen werden", fordert Dr. Then. "Außerdem muss die
Patentgesetzgebung dringend verbessert und das Patentamt einer
stärkeren öffentlichen Kontrolle unterstellt werden."
In weniger als 20 Jahren wurde die Patentierbarkeit systematisch
von Glühbirnen auf alle Lebewesen ausgeweitet: Erst waren es
Bakterien, dann Pflanzen, später Tiere und Teile des Menschen, jetzt
sind es menschliche Embryonen . "Das Patentamt wurde geschaffen, um
technische Erfindungen zu schützen. Lebewesen aber sind keine
Erfindungen, auch nicht wenn sie genmanipuliert wurden. Sie können
daher auch nicht patentiert werden", sagt Then.
Im Dezember vergangenen Jahres hatte Greenpeace das Patentamt
mehrfach aufgefordert, die Patentierung von Lebewesen einzustellen.
Doch der Präsident des Amtes, Ingo Kober, hatte die Vorwürfe schlicht
ignoriert. "Wenn Politiker versagen, das Amt für seine Dreistigkeit
zur Rechenschaft zu ziehen, muss Greenpeace es eben schließen", sagt
Then. Das Europäische Patentübereinkommen (EPÜ, Art. 53a) verbietet
die Erteilung von Patenten auf Erfindungen, die gegen die "guten
Sitten" und die "öffentliche Ordnung" verstoßen. Explizit wird die
Patentierung der Keimbahnmanipulation von Menschen sowie die
kommerzielle Verwertung von menschlichen Embryonen in der
europäischen Patentrichtlinie verboten.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an unsere
Gentechnik-Experten Dr. Christoph Then, Tel. 0171-8780-844 und Stefan
Flothmann, Tel. 040-30618-396 oder an Pressesprecherin Carmen Ulmen,
Tel. 0171-8780-840. Hintergrundpapiere zum Keimbahnpatent und zu
Patenten auf Leben erhalten Sie unter 040-30618-368, Fotos der Aktion
unter -377, Beta-SP-Material unter 0171-4157942. Internet:
www.greenpeace.de

Rückfragen bitte an:

Greenpeace Pressestelle
Tel. 040 / 306 18 - 340
Fax 040 / 306 18 - 130
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