Greenpeace und Landwirte vernichten illegalen Gen-Raps - Ministerium lässt Betroffene im Stich -
Langenau (ots)
Mit Mähmaschinen und Häcksler hat Greenpeace heute auf einem Feld in Langenau bei Ulm damit begonnen, den illegal nach Deutschland gelieferten Gen-Raps zu vernichten. Die rund 20 Aktivisten führen die Aktion gemeinsam mit betroffenen Landwirten durch, die - ohne es zu wissen - gentechnisch verunreinigtes Saatgut der niederländischen Firma Advanta Seeds ausgesät hatten. "Gefahr durch Gen-Raps - Bauern und Greenpeace werden aktiv" steht auf einem riesigen Transparent der Umweltschützer. Der Gen-Raps, ein kurz vor der Blüte stehender Sommerraps, wird in einem großen Anhänger aufgefangen, der für den Abtransport bereitsteht.
"Wir machen das, was französische und schwedische Ministerien für ihre Länder längst angeordnet haben," erklärt Stephanie Töwe, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace. "Der Gen-Raps muss runter vom Acker, bevor er sich unkontrolliert verbreiten kann und womöglich über den Honig bei uns auf dem Butterbrot landet. Landwirtschaftsminister Funke lässt die Bauern und Verbraucher im Stich." Bereits im April hatten die Behörden von dem verunreinigten Saatgut gewusst. Seitdem ist nichts geschehen. Im Gegenteil: Das Bundeslandwirtschafts-ministerium versucht, die Gefahr des illegalen Anbaus von genmanipulierten Pflanzen herunterzuspielen. "Nicht die Verarbeitung des Rapses ist das Problem, sondern der blühende Raps. Deshalb müssen wir jetzt handeln, damit sich die Politiker endlich bewegen. Die Firmen sollen lernen, dass sie für ihre Fehler gerade stehen müssen und nicht immer wir Bauern die Konsequenzen tragen," sagt einer der betroffenen Landwirte aus Langenau.
Greenpeace hatte daher bereits am vergangenen Donnerstag Strafanzeige gegen die Firma Advanta und gegen das Umweltministerium Baden-Württemberg gestellt, in dessen Land die größte Menge verunreinigten Rapses ausgesät wurde. Das deutsche Gentechnikgesetz und die EU-Gentechnikdirektive 90/220 verbieten die Freisetzung von nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Pflanzen in die Umwelt. "Auch die deutschen Behörden sollten die Rechtslage kennen. Diese Gesetze wurden nicht ohne Grund erlassen. Es gibt keine Toleranzschwelle für Verunreinigungen bei Saatgut, und die darf es auch in Zukunft nicht geben," sagt Stephanie Töwe. "Der Verkauf des illegalen Saatguts muss strafrechtlich verfolgt werden und gehört nicht von den Behörden zum Kavaliersdelikt verharmlost."
Gerade nach den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ist klar: Gentechnisch verändertes Erbgut einer Pflanze gelangt über die Blütenpollen in andere Lebewesen. Diese Entwicklung ist, einmal begonnen, nicht mehr kontrollierbar und kann unvorhersehbare Folgen haben. Die veränderten Gene, die die Pflanze gegen Unkrautvernichtungsmittel resistent machen, können also auch auf Wildpflanzen überspringen, die teilweise als "Unkräuter" gelten. So können "Super-Unkräuter" entstehen, die nur noch schwer zu bekämpfen sind.
Achtung Redaktionen: Weitere Informationen erhalten Sie bei Stephanie Töwe in Langenau, Tel: 0171-87 80 844 und Jan van Aken, Tel: 0171-87 80 832 oder bei Maja Buhmann, Pressesprecherin, Tel: 0171-87 80 778; Internet: www.greenpeace.de
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