Greenpeace kippt Gen-Raps vor Stuttgarter Umweltministerium
Staatsanwalt ermittelt gegen Ministerium - EU-Kommission will scharfe Regeln
Stuttgart (ots)
Eine Ladung mit illegal angebautem Gen-Raps werden 15 Greenpeace-Aktivisten heute Mittag dem baden-württembergischen Umweltminister Ulrich Müller in Stuttgart vor die Tür kippen. Während in anderen Regionen der Gen-Raps vernichtet wird, will Umweltminister Müller bislang nicht tätig werden. Die Umweltschützer haben daher gemeinsam mit einem betroffenen Landwirt heute morgen ein Rapsfeld in Langenau bei Ulm abgemäht und sind zur Zeit auf dem Weg zum Ministerium. An dem Container hängen Transparente mit der Aufschrift "Vorsicht! Gen-Raps". Wie jetzt bekannt wurde, setzt sich inzwischen sogar die EU-Kommission dafür ein, dass Saatgut, das nicht zugelassene, genmanipulierte Sorten enthält, in Europa nicht mehr akzeptiert und gegebenenfalls auf dem Acker vernichtet wird.
"Noch blüht der Raps, die manipulierten Gene können sich unkontrolliert verbreiten und Nachbarfelder verunreinigen", sagt Stephanie Töwe, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace. "Umweltminister Müller muss endlich dafür sorgen, dass der Gen-Raps vom Acker kommt und die Bauern entschädigt werden. Wenn er das nicht tut, dann ist er als Umweltminister fehlbesetzt."
Dem betroffenen Landwirt war, wie vielen anderen Bauern in Europa, gentechnisch verunreinigtes Saatgut der niederländischen Firma Advanta Seeds verkauft worden, das in Europa nicht zugelassen ist. Greenpeace hatte bereits vor drei Wochen Strafanzeige gegen das Umweltministerium gestellt, da es die illegalen Rapsfelder bislang nicht - wie andere europäische Länder - vernichten lassen will. Die Staatsanwaltschaft in Stuttgart hat die Ermittlungen aufgenommen.
Während in Nordrhein-Westfalen der gentechnisch veränderte Raps vom Umweltministerium aufgekauft und zerstört wurde, spielt das baden-württembergische Ministerium die Gefahr herunter und lässt die Bauern im Stich. In einer Pressemitteilung des Umweltministeriums vom 19. Mai heißt es: "Die Beseitigung des angebauten Rapses wäre nach geltendem Recht völlig unverhältnismäßig gewesen."
Doch die Rechtslage ist eindeutig. Das deutsche Gentechnikgesetz und die EU-Gentechnikdirektive verbieten die Freisetzung von nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Pflanzen. In England, Schweden und Frankreich hatten die Behörden bereits vor Wochen die Vernichtung des Gen-Rapses angeordnet. Selbst die Firma Advanta hat den Bauern in England Entschädigung zugesichert.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an Stephanie Töwe vor Ort, Tel. 0171-8780 844, und Pressesprecher Michael Hopf, Tel. 0171-8780 835. Fotos von der Protest-Aktion erhalten Sie unter 040-30618-376. Internet: www.greenpeace.de
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