Europa sagt Nein zur Atommüllentsorgung im Meer
Emnid: Neun von zehn Deutschen für Verbot von radioaktiven Einleitungen
Hamburg (ots)
Neun von zehn Deutschen wollen, dass das Einleiten von radioaktiven Abwässern ins Meer generell verboten wird. Das überraschend klare Votum der Bundesbürger steht im internationalen Vergleich an erster Stelle, aber auch in anderen europäischen Ländern ist die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung für ein Verbot. Das ist das Ergebnis von einer in europaweiten Umfrage, die Meinungsforschungsinstitute im Auftrag von Greenpeace in der letzten Woche durchgeführt haben.
Einen Tag vor der in Kopenhagen beginnenden Konferenz zum Schutz des Nordost-Atlantiks (OSPAR), wo über ein Verbot von radioaktiven Einleitungen in das Meer verhandelt wird, ist das Ergebnis eine klare Aufforderung, jede Form der Atommüllentsorgung im Meer sofort zu verbieten. Für die Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague (Frankreich) und Sellafield (England) würde das bedeuten, dass sie in Zukunft nicht mehr jedes Jahr rund 3,5 Milliarden Liter radioaktive Abwässer ins Meer einleiten dürften.
Der Umfrage zu Folge sprachen sich in Deutschland gegenüber Emnid 94 Prozent der Befragten dafür aus, dass das Einleiten radioaktiver Abfälle von Land aus durch ein internationales Abkommen generell verboten werden sollte. In der Schweiz waren es 87%, in Großbritannien 85%, in Holland 81%, in Frankreich 80%, in Spanien 79% und in Belgien 69%. Alle Länder sind von der radioaktiven Verseuchung der Meere durch die Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague und Sellafield unmittelbar betroffen oder durch eigene Atommülllieferungen in die Anlagen mit dafür verantwortlich.
"Das Ergebnis kann kaum deutlicher sein", sagt Veit Bürger, Energieexperte bei Greenpeace. "Die Menschen in Europa sind gegen die radioaktive Verseuchung der Meere. Wenn jetzt auf der Ospar-Konferenz über ein solches Verbot verhandelt wird, können die Vertreter der Länder dieses klare Votum nicht einfach ignorieren. Sie müssen den Wiederaufarbeitungsanlagen endlich zu untersagen , ihren Atommüll ins Meer zu pumpen."
Die 16 Mitgliedsstaaten der OSPAR-Konferenz werden schwerpunktmäßig über einen Antrag des dänischen Umweltministers Svend Auken verhandeln, der die sofortige Aussetzung der Wiederaufarbeitung fordert. Der Antrag ist die Konsequenz der letzten großen OSPAR-Konferenz 1998 in Sintra/Portugal, wo unter anderem beschlossen wurde, dass bis zum Jahr 2020 im Nordost Atlantik die Konzentrationen künstlich radioaktiver Substanzen auf nahe Null abgesenkt werden sollen. Die Einleitung hochgiftigen Plutoniums müsste demnach sofort gestoppt werden. Erst letzten Montag hatte Greenpeace mit Bildern von verrosteten und undichten Atommüllfässern auf dem Meeresgrund des Ärmelkanals auf einen krassen Widerspruch im internationalen Meeresschutz hingewiesen: Das Versenken von Atommüll in Fässern ist weltweit seit sieben Jahren verboten, die direkte Einleitung über Pipelines aber erlaubt. "Diesen Widerspruch müssen die Vertreter der OSPAR-Mitgliedsstaaten nun endlich beseitigen und auch die Einleitung von Atommüll vom Land aus verbieten," fordert Veit Bürger.
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