Greenpeace: Verbraucherschutz und Gentechnik passen nicht zusammen
Bundesregierung entscheidet über Kurs in der grünen Gentechnik
Hamburg/Berlin (ots)
Anlässlich des heutigen Krisengesprächs über die Zukunft der grünen Gentechnik fordert Greenpeace die Bundesregierung auf, keine Freisetzung von genmanipulierten Pflanzen in Deutschland zuzulassen. In Berlin treffen sich heute zunächst die Staatssekretäre der zuständigen Ministerien. Die Regierung befürchtet, dass die Verbraucher wegen der BSE-Krise derzeit einen Konsens mit der Gentechnik-Industrie ablehnen würden. Ein Spitzengespräch zwischen Schröder und den betroffenen Unternehmen soll am 25. Januar stattfinden.
Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich in den letzten Monaten stark gemacht für ein dreijähriges Forschungsprogramm für genmanipulierte Pflanzen und hat die Entscheidung über die grüne Gentechnik zur "Chefsache" erklärt. Nach den ursprünglichen Vorstellungen sollte die Industrie sich verpflichten, Gen-Pflanzen nur im Rahmen dieses Forschungsprogrammes anzubauen. Dafür soll die Regierung zusichern, dass die geplanten Freisetzungen auf großen Flächen stattfinden können. Zusätzlich will der Kanzler die Markteinführung genmanipulierter Produkte unterstützen.
"Gentechnik und Verbraucherschutz passen nicht zusammen", sagt Stephanie Töwe, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace. "Wenn die Regierung jetzt den Konsens mit der Industrie über die Interessen der Verbraucher stellt, ist der Neuanfang in der Landwirtschaftspolitik zum Scheitern verurteilt. Der Bundeskanzler muss entscheiden, ob er Politik für die Industrie oder für die Verbraucher macht."
Greenpeace fordert dagegen, den geplanten großflächigen Anbau genveränderter Pflanzen nicht zuzulassen, da die ökologischen und gesundheitlichen Risiken unkalkulierbar sind. Über Pollenflug können genmanipulierte Pflanzen benachbarte Felder verunreinigen. Manipulierte Gene können sich so unkontrolliert verbreiten. Voraussichtlich wird sogar die Ernte der Versuchsfelder zu Tierfutter verarbeitet. Es ist auch nicht auszuschließen, dass sie in Lebensmittel gelangt. Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt Gentechnik im Essen nach wie vor ab.
"Die BSE-Krise zeigt, dass man Gefahren für den Verbraucher frühzeitig vermeiden muss. Wenn die Regierung nun vordergründig von ökologischer Landwirtschaft redet, aber gleichzeitig die Gentechnik auf den Acker lässt, dann hat sie nichts aus der Krise gelernt", erklärt Töwe. "Wer mehr Forschung will, muss die ungelösten Sicherheitsfragen zuerst im Labor klären. Die Forschung zeigt, dass wir über die komplexen Wirkungen von Genen einfach zu wenig wissen."
Sogar der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, hat sich vergangenen Mittwoch auf der Grünen Woche in Berlin dagegen ausgesprochen, gentechnisch veränderte Nahrungsmittel einzuführen. Man müsse Rücksicht auf die Verbraucher nehmen.
Achtung Redaktionen: Rückfragen bitte an die Gentechnik-Experten Stephanie Töwe, Tel. 0171-8780 844, Christoph Then, Tel. 0171-8780 832, und Pressesprecher Michael Hopf, Tel. 040-8780 835. Internet: www.greenpeace.de
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