"Glaubwürdigkeit, Transparenz und Reaktionsschnelligkeit sind entscheidend" - news aktuell im Gespräch mit Henryk Deter, Experte für Finanz-PR und Investor Relations (mit Bild)
Hamburg (ots)
Die Finanzmärkte sind zurzeit kräftig in Bewegung: Bei der Eurokrise ist kein Ende in Sicht, die Internationalisierung der Finanzmärkte schreitet weiter fort und für Unternehmen ist das Platzieren von Anleihen zwecks Kapitalgewinnung zurzeit ein spannendes Thema. Über diese Entwicklungen sprach news aktuell mit Henryk Deter, Experte für Finanz-PR und Investor Relations. Außerdem ist Henryk Deter Referent bei den media workshops von news aktuell. Sein nächstes Seminar findet am 30. Juni in Frankfurt statt.
Weitere Informationen zum Seminar: http://www.media-workshop.de/PM/1538/
news aktuell: Herr Deter, bei der Eurokrise ist kein Ende in Sicht. Wie schätzen Sie den weiteren Einfluss der Krise auf den Finanzmarkt in Deutschland ein?
H.D.: Die europäische Schuldenkrise ist noch längst nicht gelöst. Man muss aber abwarten, wie die europäischen Regierungen die unterschiedlichen Probleme der einzelnen Länder in den Griff bekommen. Griechenland ist ein völlig anderer Fall als zum Beispiel Portugal. Bisher haben die Länder der Euro-Zone es geschafft, immer dann eindeutige Hilfssignale zu senden, wenn der Kapitalmarkt diese Signale sehen wollte. Deshalb hat die Eurokrise bisher keine dramatischen Auswirkungen auf den Finanzmarkt in Deutschland. Es bleibt zu hoffen, dass dies auch in Zukunft gelingt.
news aktuell: Inwieweit wird das die Kommunikation der börsennotierten Unternehmen verändern?
H.D.: Die Finanz- und Schuldenkrise hat für zunehmende Volatilität auf den Kapitalmärkten gesorgt. Jedes Unternehmen muss sich darauf einstellen, dass dies noch einige Zeit so bleiben wird. Es ist deshalb wichtig, gleichmäßig und glaubwürdig zu kommunizieren. Dann bleiben die Investoren auch bei der Stange, wenn es mal nicht so gut läuft oder die Krise in den Medien wieder stärker in den Vordergrund rückt.
news aktuell: Was bedeutet die Internationalisierung der Finanzmärkte konkret für die mittelständischen Unternehmen in Deutschland - sollten die beispielsweise zukünftig mehr in Englisch kommunizieren?
H.D.: Die Firmen müssen sich zumindest darauf einstellen, dass sie auf dem Radar ausländischer Investoren erscheinen. Deutschland ist die stärkste Volkswirtschaft in Europa und im Mittelstand schlägt das Herz dieser Volkswirtschaft. Selbstverständlich interessieren sich internationale Investoren deshalb auch für den Mittelständler, der damit vielleicht im ersten Moment gar nicht gerechnet hat. Wer auf englische Kommunikation verzichtet, der verpasst jedenfalls die große Chance, diese potentiellen Anleger erfolgreich anzusprechen.
news aktuell: Wie schätzen Sie das aktuelle Klima für Börsengänge in Deutschland ein - wird es in diesem Jahr wieder mehr IPO's geben?
H.D.: Das wird sicher einerseits sehr stark von der allgemeinen Entwicklung der Finanzmärkte und dem weiteren Weg der Konjunktur abhängen. Sie haben die Eurokrise angesprochen - viele Unsicherheitsfaktoren sind ja noch nicht aus der Welt. Grundsätzlich gilt aber auch, dass selbst in einem ungünstigen Finanzklima IPO´s möglich sind, wenn das Produkt und die Kapitalmarktstory stimmen. Deshalb sollten Unternehmen immer einen Börsengang gut vorbereiten, und zwar sowohl unter rechtlichen Aspekten, als auch im Hinblick auf ihre Kommunikation. Das gilt unabhängig vom Börsenklima.
news aktuell: Eine attraktive Alternative zum Börsengang zwecks Kapitalgewinnung scheint derzeit das Platzieren von Anleihen zu sein. Welche Perspektiven sehen Sie hier?
H.D.: Das Begeben von Mittelstandsanleihen ist "in", aber sicher nicht für alle Anlegergruppen geeignet. Man muss hier sehr stark unterscheiden, zwischen großen und kleinen Unternehmen sowie zwischen bereits börsennotierten und privat geführten Firmen. Bisher galt: Je bekannter der Name des Mittelständlers oder seines Produktes ist, umso leichter fällt die Platzierung der Anleihe bei privaten Anlegern. Diese sollten sich aber vor allem das Rating und die Bonität, und damit die Kapitaldienstfähigkeit der Unternehmen anschauen. Letztendlich bergen Anlagen, die mit 7, 8 oder 9 Prozent pro Jahr rentieren, immer auch Risiken. Das muss jedem klar sein und das sollte offen kommuniziert werden. Wenn Chance und Risiko aber zusammen passen, dann sind diese Anleiheemissionen nicht nur eine sehr gute Möglichkeit für Unternehmen, bankenunabhängig an Fremdkapital zu kommen - sondern auch für Anleger, um im aktuellen Niedrigzinsumfeld eine ordentliche Verzinsung auf ihr Vermögen zu erhalten.
news aktuell: Was bedeutet das für die Kommunikation der GmbHs, die auf diesen Zug aufspringen wollen?
H.D.: Es ist für den einen oder anderen sicher verlockend, die Anleiheemission durch kurzfristig angelegte Marketing- und Werbemaßnahmen zu pushen. Das mag sogar für die Platzierung helfen, ist aber in der Regel nicht sehr nachhaltig. Es gilt im Grunde das Gleiche wie am Aktienmarkt: Glaubwürdigkeit, Transparenz und Reaktionsschnelligkeit in der Kommunikation sind entscheidend. Ich muss in erster Linie mein Geschäft nachvollziehbar erklären können. Außerdem muss ich Marktkenntnis demonstrieren und schlüssig sagen können, wofür das aufgenommene Fremdkapital verwendet werden soll. Und wenn die Anleihe platziert ist, darf die Kommunikation nicht eingestellt werden, sondern sollte fortlaufend weitergeführt werden - und zwar nicht nur auf Anfrage der Anleger sondern proaktiv.
news aktuell: Lieber Herr Deter, vielen Dank für das Gespräch.
Zum Referenten: Henryk Deter (Jahrgang 1973) ist Vorstand der cometis AG ( www.cometis.de ) und erfahrener Referent für die IR-Kommunikation. Er begleitete in den vergangenen 10 Jahren über 30 Börsengänge und beriet deutsche und internationale Unternehmen im Rahmen einer Vielzahl von Investor Relations- und Corporate Communications-Projekten. Als Autor und Herausgeber veröffentlichte er 13 kapitalmarktrelevante Bücher. Deter studierte International Business Administration in Wiesbaden und den USA.
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