"Es gibt keine Veränderung ohne Widerstand" - news aktuell im Gespräch mit den Trainern, Coaches und Buchautoren Iris und Manfred Schwarz (mit Bild)
Hamburg (ots)
Unternehmen und Organisationen können dauerhaft nur überleben, wenn sie sich kontinuierlich anpassen. Doch dieser Prozess steht häufig im Widerspruch zu den Bedürfnissen der Mitarbeiter und trifft auf Widerstände. Die dpa-Tochter news aktuell sprach mit Iris und Manfred Schwarz über die Fallstricke bei Veränderungsprozessen. Dabei äußern sich die Trainer, Coaches und Buchautoren auch über Erfolgsfaktoren und erfolgreiche Kommunikationsstrategien. Iris Schwarz und Manfred Schwarz leiten bei news aktuell den media workshop "Change Communication - Veränderungsprozesse kommunizieren und steuern". Das nächste Seminar findet am 28. und 29. November in Hamburg statt (http://www.media-workshop.de/PM/1594).
news aktuell: Wie fühlen sich die Mitarbeiter bei anstehenden Veränderungsprozessen?
Iris Schwarz: Die meisten Menschen bevorzugen das Bekannte und Vertraute. Deshalb bereiten ihnen Veränderungen, etwa beim Personal, bei den Räumlichkeiten, bei der Organisation oder bei strategischen Zielen erst einmal Unbehagen. Sie stehen Veränderungen unsicher, ablehnend oder sogar ängstlich gegenüber.
Manfred Schwarz: Dazu ein Beispiel. In einem Unternehmen sollte ein neues Vergütungssystem eingeführt werden. Sowohl Unternehmensführung als auch Betriebsrat gelang es zunächst nicht, die Belegschaft von der Einführung zu überzeugen. Und das, obwohl klar war, dass am Ende keiner schlechter dastehen sollte als vorher - ganz im Gegenteil. Erst sehr viel später haben die Verantwortlichen es mithilfe aufwendiger Workshops und Info-Veranstaltungen geschafft, alle Mitarbeiter abzuholen und positiv in den Prozess mit einzubinden.
news aktuell: Was ist Ihrer Meinung nach hier schief gelaufen?
Manfred Schwarz: Es fehlte von Anfang an eine gut vorbereitete Kommunikationsstrategie. Die Mitarbeiter fühlten sich zunächst ins kalte Wasser geworfen. Bei anstehenden Veränderungen im Unternehmen ist es wichtig, dass die Geschäftsleitung frühzeitig formuliert, worum es bei einem Change-Projekt geht und welche Konsequenzen das für die Mitarbeiter hat. Auch sollten die Verantwortlichen im Vorfeld ganz genau überlegen, wie die Mitarbeiter auf die Neuigkeit reagieren könnten.
news aktuell: Warum ist die Auseinandersetzung mit den Mitarbeiter-Reaktionen dabei so wichtig?
Iris Schwarz: Jeder Veränderungsprozess durchläuft bei den Mitarbeitern sechs Phasen. Zunächst kommt der Schock, kurz danach Ablehnung und Widerstand. Dann stellt sich langsam die Neugierde ein und das Erforschen beginnt. Erst am Ende steht Zustimmung und im besten Fall die Identifikation. Wer zu Beginn eines Veränderungsprozesses nicht ausreichend auf Schock, Ablehnung und Widerstand der Mitarbeiter eingeht, wird es zukünftig schwer haben. Es geht darum, die Mitarbeiter darin zu unterstützen, sich vom guten Alten zu verabschieden. Das gelingt am besten, indem man das Alte noch einmal würdigt und erst im nächsten Schritt das Neue hervorhebt. Verantwortliche neigen allzu oft dazu, das Alte pauschal abzuwerten und das Neue in den Himmel zu loben.
Manfred Schwarz: Hinzu kommt auch, dass Heikles im Vorwege oft bewusst nicht kommuniziert wird, um Widerstände zu vermeiden - ein Kardinalfehler.
news aktuell: Wie zeigen sich Widerstände bei Veränderungsprozessen?
Iris Schwarz: Widerstände können aktiv sein. Das kann sich durch Polemik der Mitarbeiter, Cliquenbildung und Gerüchtestreuen äußern. Oder Widerstände schwelen passiv. Dann wird bagatellisiert und immer wieder Unwichtiges debattiert. Die Mitarbeiter arbeiten dann lustlos oder sind schon in ihrer inneren Emigration angekommen. Beides trägt weder zur guten Stimmung noch zur Produktivität des Unternehmens bei.
news aktuell: Gibt es auch Veränderungsprozesse ohne Widerstände?
Manfred Schwarz: Nein! Es gibt keine Veränderungen ohne Widerstand. Zumindest ist mir kein Beispiel bekannt, außer es geht um Gehaltserhöhung.
news aktuell: Was raten Sie Verantwortlichen: Wie sollten sie mit Widerständen umgehen?
Manfred Schwarz: Wer damit umzugehen weiß, beschreibt zu Beginn möglichst genau die Ausgangssituation. Er kommuniziert regelmäßig Zwischenergebnisse und reflektiert immer wieder den Projektfortschritt. Dabei sollte er auch Probleme ansprechen und sich immer wieder in die Situation der Mitarbeiter hineinversetzen.
news aktuell: Und was bedeutet das konkret für die Kommunikationsleistung?
Iris Schwarz: Zunächst muss man lernen, sich selbst einzuschätzen und sollte den Austausch mit anderen suchen. Wie das am besten geht, trainieren wir auch in unserem Seminar "Change Communication". Dadurch entwickeln die Teilnehmer ein Gespür für die Kommunikation mit anderen: Wie gehe ich mit Veränderungen um? Wie sieht das bei anderen aus? Wie erleben Menschen die Phasen der Veränderung von Schock und Ablehnung bis hin zur Zustimmung und Identifikation? Das zu wissen ist wichtig. Es ist eine Vorarbeit, um dann konstruktiv mit negativen Reaktionen umzugehen und Widerständen zu begegnen.
Manfred Schwarz: Im Anschluss entwickeln wir mit den Teilnehmern ganz konkrete Strategien, ein sogenanntes Kommunikationsraster für Vorstand, Führungskräfte, Personal- und Organisationsentwicklung sowie Unternehmenskommunikation. Also: Wer sagt was zu wem mit welchen Mitteln und welchem Ziel? Solch ein Raster bietet den Verantwortlichen einen Kompass für die Kommunikation in einem Veränderungsprozess. Und der könnte im konkreten Fall entscheidend sein.
news aktuell: Vielen Dank für das Gespräch!
Über Iris Schwarz:
Iris Schwarz (Jahrgang 1961) ist Diplom-Sozialpädagogin und Supervisorin. Sie besitzt Führungspraxis in der öffentlichen Verwaltung und bildet Supervisoren, Coaches und Führungskräfte aus. Seit vielen Jahren begleitet sie Veränderungs- und Entwicklungsprozesse in Unternehmen. Ihre Schwerpunkte umfassen dabei das Arbeiten am persönlichen Entwicklungspotenzial sowie Team-Coachings und Konfliktmanagement.
Über Manfred Schwarz:
Manfred Schwarz (Jahrgang 1962) ist Coach im Bereich Unternehmenskommunikation. Seit fast zehn Jahren bietet er Seminare und Workshops im Bereich Unternehmenskommunikation und Führungskräfteentwicklung an. Er ist Autor und Herausgeber von mehr als 50 Büchern u. a. zum Thema Führungswissen für Verlage wie Hanser, Oetinger, Brockhaus, Ravensburger und Gräfe und Unzer.
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Das Seminarprogramm 2011: http://www.media-workshop.de
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