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BLOGPOST Bild-PR: "Bitte nicht nur Brustbild-Portraits"

BLOGPOST Bild-PR: "Bitte nicht nur Brustbild-Portraits"
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Sie sind das Erste, was wir wahrnehmen, wenn wir eine Zeitschrift aufschlagen oder einen Online-Artikel aufrufen: Bilder fallen uns sofort ins Auge - noch vor Text. Doch wer sorgt eigentlich dafür, dass Interviews, Artikel oder Reportagen zu "Hinguckern" werden? In unserer Reihe "Wer liest eigentlich Pressemitteilungen?" befragen wir auch Bildredakteure nach ihrer Arbeit. Dieses Mal erzählt Peter Raffelt von der WeltN24-Gruppe, was Bildredaktion in digitalen Zeiten bedeutet und welche Erwartungen er an PR-Bilder hat.

TREIBSTOFF: Können Sie Ihren Arbeitsalltag in ein paar Sätzen beschreiben?

RAFFELT: Ich arbeite als Bildredakteur für die WeltN24-Gruppe, konkret für das Produkt "Welt am Sonntag" in digitaler und analoger Form. Dazu gehört die Bildrecherche im allgemeinen, sowie die Beauftragung von Fotografen und Illustratoren im speziellen. Das beinhaltet auch die damit zusammenhängenden Tätigkeiten wie Briefing, Preisverhandlung, Beschriftung, Verschlagwortung, Archivierung, und so weiter.

TREIBSTOFF: Wie recherchieren Sie neues Bildmaterial beziehungsweise passendes Bildmaterial für Beiträge?

RAFFELT: In den meisten Fällen recherchiere ich auf unterschiedlichen Foto-Plattformen oder direkt in Datenbanken von Fotografen und Agenturen. Je nachdem, ob es eine journalistische oder eher eine Stockbild-Recherche ist, kommen dafür verschiedene Datenbanken in Frage. In manchen Fällen suche ich auch in der Datenbank eines Unternehmens, wenn es etwa um ein neues Produkt oder Spezialthemen geht.

TREIBSTOFF: In welchen Fällen leistet sich die Bildredaktion der WeltN24-Gruppe eine eigene Fotoproduktion? Wann greifen Sie zu Agentur- oder Stockmaterial?

RAFFELT: Haben wir ein Interview mit einem Politiker, Unternehmer oder sind für eine Geschichte "real people" - also konkrete Personen - wichtig, versuchen wir diese immer zu fotografieren. Dies trifft auch für Reportagen zu, die von und durch das selbst produzierte Material leben. Viele Themen werden mit dem Material der Nachrichtenagenturen bebildert, etwa News, Sport oder Wirtschaft. Dann kommt aber auch immer wieder Stockmaterial zum Einsatz, gerade bei Wissenschafts- oder Reisethemen. Wichtig ist, dass das Material nicht zu "künstlich" wirkt, sondern eher authentisch ist.

TREIBSTOFF: In welchen Fällen gehen Sie auf Bebilderungsideen von Pressestellen oder PR-Agenturen ein?

RAFFELT: Nur sehr selten. Eher dann, wenn das PR-Material authentisch ist. PR-Abteilungen bieten ja seit einigen Jahren mehr bildjournalistische Aufnahmen in ihren Datenbanken an. Man muss dieses Material aber schnell finden und herunterladen können. Anrufe bei der Pressestelle sind eher die Ausnahme.

TREIBSTOFF: Wie sollte Bildmaterial aussehen, mit dem Sie etwas anfangen können?

RAFFELT: Natürlich sollte es immer auch in Druckauflösung vorliegen und herunterzuladen sein. Dann sollte das Material nach dem IPTC-Standard beschriftet sein. Das klingt plausibel, wird aber oftmals von PR-Abteilungen unterschätzt und vernachlässigt. Wenn man sich vorstellt, dass wir Bildmaterial nur noch digital verarbeiten, es herunterladen, in ein Fotosystem einführen, von dort aus in ein Produktionssystem exportieren, sollten sich diese Informationen an den dafür vorgesehenen Stellen befinden, damit es zu keinen Fehlern bei der Bildbeschriftung kommt, beziehungsweise keine Informationen verloren gehen. Ein Bild ohne die Grundinformationen - also wer, was, wann, wo - ist schlicht nicht zu gebrauchen und noch weniger wiederzufinden.

TREIBSTOFF: Was sind die größten Fehler von Pressestellen in Bezug auf Bildmaterial?

RAFFELT: Zum einen ist das die schon erwähnte fehlende Beschriftung. Zum anderen aber auch die gestalterische Qualität der angebotenen Bilder. Vorstände, die in einer Bilddatenbank mit nur einem "Brustbild-Portrait" vorhanden sind - so etwas geht heute gar nicht mehr. Vielmehr sollten sowohl gestaltete - sogenannte Editorial-Portraits - als auch Interview-Situationen vorhanden sein. Dann besteht die Chance, das zum Beispiel zu einem Interview das von der PR-Agentur angebotene Bildmaterial ins Blatt oder auf die Online-Seite kommt.

TREIBSTOFF: Wie hat sich die Arbeitsweise mit den Bildagenturen im Internet verändert?

RAFFELT: Wir haben seltener direkten Kontakt zu den Agenturen. Schnelle Ergebnisse, sofortige Verfügbarkeit, das sind die Schlagworte, die unseren Alltag beschreiben. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass man den Kontakt zu den Agenturen sucht. Entweder der Bildredakteur benötigt weitere Informationen, ist auf der Suche nach Spezialmaterial oder aber benötigt die Recherche-Unterstützung der Agenturkollegen aus zeitlichen Gründen.

TREIBSTOFF: Inwiefern hat sich der Beruf des Bildredakteurs mit der Digitalisierung verändert?

RAFFELT: Zum einen ist der Beruf schneller geworden. Früher hatte man Zeit, Kuriersendungen mit Dias anzufordern, Bilder per ISDN-Leitung gesendet zu bekommen oder Material einscannen zu lassen. Zum anderen steht man als Bildredakteur in der Pflicht, Nutzungsrechte, Persönlichkeitsrechte oder ähnliches in Zeiten von Google-Bildersuche, Facebook und Instagram immer wieder zu thematisieren. Redaktionskollegen, die ihre eigenen Texte niemals kostenlos an Dritte weiterreichen würden, kommen auf die merkwürdigsten Ideen, was die Verfügbarkeit von Bildmaterial durch das Internet betrifft.

TREIBSTOFF: Was bedeutet es für die Bildredaktion, wenn Inhalte nicht nur Print, sondern auch online und dann auch noch multimedial (Bild und Video) zur Verfügung gestellt werden?

RAFFELT: Die Bildanbieter sollten diese Verwertung als "die Regel" begreifen. Unsere Redaktion arbeitet nach dem Prinzip "online first". Fast jedes veröffentlichte Thema wird in einer iPad-Version, auf der Webseite und auf einer Zeitungsseite erscheinen. Die Nutzungsbedingungen sollten diese Möglichkeiten von vornherein ermöglichen.

TREIBSTOFF: Wie sieht der Arbeitsalltag eines Bildredakteurs in zehn Jahren aus?

RAFFELT: Das ist natürlich schwer vorherzusagen. Ich bin davon überzeugt, dass die Agenturen, also auch die Bildredakteure, Suchalgorithmen und automatische Bilderkennung nutzen werden. Das bedeutet, die Möglichkeiten der Recherchierbarkeit großer Bildmengen aufrechtzuerhalten. Die Frage ist ja heute schon nicht mehr: Gibt es ein bestimmtes Bild? Sondern nur: Wie finde ich es am besten?

Dieser Beitrag ist ein Original-Blogpost aus TREIBSTOFF:

http://treibstoff.newsaktuell.de/bild-pr-interview-bildredakteur/

Was ist TREIBSTOFF?

TREIBSTOFF ist das Blog der dpa-Tochter news aktuell. Es geht dort um die Themen Kommunikation, Pressearbeit und Social Media. Und manchmal auch um news aktuell selbst. Welche Trends, welche Apps, welche Themen bewegen Kommunikationsfachleute heute? Wie sieht unser Arbeitstag aus? Was ist wichtig für die Karriere? Best Practice, Interviews und Gastbeiträge warten auf PR-Profis und Pressesprecher. Ein Mal pro Quartal gibt es TREIBSTOFF auch als gedrucktes Magazin.

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